Verehrte, Vergessene, Verkannte
Zum hundertsten Geburtstag von Peter Anders (1908-1954) gab es bei verschiedenen Firmen Neuauflagen seiner Schallplattenaufnahmen. Das Label «audite» hat jetzt mit einem Doppelalbum nachgelegt, das sich auf Rundfunkproduktionen des Berliner RIAS konzentriert. Anders war zu dieser Zeit im Begriff, vom lyrisch-dramatischen zum Heldentenor zu wechseln – 1950 gab er in Hamburg ein glanzvolles Otello-Debüt –, und man hört diesen Übergangsstatus fast überall.
Sieben Lieder von Richard Strauss, begleitet von Günther Weißenborn, schmettert er, sehr irritierend, mit Otello-Stimme, während er bei Otellos Tod, dirigiert von Ferenc Fricsay, alle intimen Nuancen des erfahrenen Liedersängers entfaltet. Die von Fricsay geleiteten Verdi-Stücke (darunter der komplette dritte Akt «La traviata» mit der fragilen Elfriede Trötschel) sind die eigentliche Attraktion dieser Publikation, auch Szenen aus «Gräfin Mariza» mit der blutjungen Anny Schlemm haben ihren Reiz. Anderem wie den Duettszenen mit der etwas ältlich klingenden Martha Musial kommt dagegen nur Archivwert zu.
Die bei Preiser erschienene dritte Folge mit Aufnahmen des Baritons Josef Metternich (1915-2005) enthält überwiegend Duette: mit Erika ...
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Wandernde Produktionen sind das tägliche Geschäft einer Landesbühne. Doch Wagners «Ring» im Gepäck? Geht das? Das Landestheater Detmold geht damit ein singuläres Projekt an, das an den europaweit mit Sonderzügen auf die Reise geschickten «Ring» Angelo Neumanns in den 1880er Jahren denken lässt, ohne dass damit ein Vorbild oder gar ein Vergleichsobjekt benannt wäre....
«Selbstverantwortlich» sei sie, «mutig» und «ein wenig versehrt von Zynismus und Resignation», so analysiert Hugo von Hofmannsthal seine Titelheldin. Außerdem habe Arabella «zu tief in gewisse Lebensdinge hineingesehen». Je länger man Juliane Banse auf der Innsbrucker Bühne betrachtet, desto größer wird die Gewissheit: Zumindest der Textdichter habe in ihr seine...