Unter Tränen
Die Gesten der Musikerinnen und Musiker des Balthasar-Neumann-Ensembles stehen für mich symbolhaft für diese – unglaublichen – zurückliegenden zwölf Monate. Wie sie sich am 1. November, nach einer Matinee im Festspielhaus Baden-Baden, unter Tränen voneinander verabschiedeten, sich in den Armen lagen. Im Wissen, dass tags darauf eine neuer Lockdown kommen würde, de facto: erneut Arbeitsverbot. Dabei hatte die Saison so hoffnungsvoll begonnen.
«Così fan tutte» und «Elektra» in Salzburg waren so etwas wie Hoffnungsboten eines Miteinanders trotz Corona, unter Einhaltung strenger Regeln.
Ich habe im Nachhinein nie verstanden, dass das Salzburger Festspiel- und Hygienekonzept, hinter dem so viel Verantwortungsbewusstsein und der unbedingte Wille, im Jubiläumsjahr weiterzumachen, steckten, von der Politik nie als Beweis für ein «Kultur ist möglich – auch in Coronazeiten» herangezogen wurde. Immer hieß es, es seien nur keine Fälle von Ansteckungen bekannt, aber man wisse nichts über die Dunkelziffer, über die Ansteckungsrisiken auf den Wegen zu und von den Veranstaltungen. Damit wurde gewissermaßen die Beweislast umgekehrt – der Angeklagte namens Kultur muss seine Unschuld beweisen. Eines ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 97
von Alexander Dick («Badische Zeitung», Freiburg)
Die Schweiz sieht sich gern als eine Insel der Glückseligen. In vielerlei Hinsicht mag dies selbst in unseren krisenhaften Zeiten berechtigt sein; freilich ist auch das überreiche Kulturleben der Eidgenossenschaft seit anderthalb Jahren bloß noch ein Schatten seiner selbst. Seit die Schweizer Regierung, der Bundesrat, Mitte März 2020 im Zuge einer Notstandsregelung...
Seine Neigungen waren vielfältig. Joseph Beuys, vor 100 Jahren geboren, war nicht nur Aktionskünstler, Gesamtkunstwerker, Bildhauer, Zeichner, Medailleur und Kunsttheoretiker, er war zudem ein großer Musikenthusiast. Doch nicht unbedingt im konventionellen Sinne. Das Phänomen Klang bildete für ihn eine besondere semantische Konstante, und als solche betrachtete er...
Im Jahrbuch 2020 wurde eine von Mezzo J’Nai Bridges moderierte Diskussion zum Thema Rassismus in der Oper abgedruckt. Über dieses wichtige Thema ist viel gesprochen worden seither – wer trotzdem noch Belege braucht, kann sich auf einer der vielen neuen Plattformen umschauen, etwa dem Instagram-Account @operaisracist. Vieles klingt bekannt in den anonymisierten...