Universell verwertbar
Bevor das Musical seinen kommerziellen Siegeszug antrat, war die beliebteste und einträglichste Form des Musiktheaters zweifellos die Operette. Freilich lockte das Genre – was gern übersehen wird – nicht bloß an der schönen blauen Donau. Während die Österreicher der k. u. k.-Monarchie ihre Sträuße feierten und Paris sich über den beißenden Witz des deutschen Immigranten Offenbach amüsierte, machten im viktorianischen London Gilbert & Sullivan mit parodistisch-schmissigen operettas Furore. Auch in Spanien wurde die (bereits am Hof Philips IV., also seit dem 17.
Jahrhundert gepflegte) leichte Opernmuse für das Volk wachgeküsst: Gerónimo Giménez (1854-1923), Federico Moreno Torroba (1891-1982) und andere Komponisten würzten die in Madrid entstandene Zarzuela mit Elementen der Opéra comique, einigen Verismo-Prisen und iberischer Folklore – und trafen damit genau den Gusto eines nach Melodramen und schönen Melodien verrückten Publikums.
Allerdings blieb die Popularität der Zarzuela weitgehend auf Spanien und Lateinamerika beschränkt. Dass sie heute auch in Tokio, New York oder Berlin zur Kenntnis genommen wird, hat in nicht geringem Maße mit dem Einsatz Plácido Domingos zu tun. In ...
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Eine Gesamtauslastung von 92 Prozent mit einem Zuwachs um vier Prozent und leicht gestiegene Abonnementzahlen konnte Albrecht Puhlmann, der im vergangenen Jahr Klaus Zehelein als Intendant der Staatsoper Stuttgart beerbte, zur Halbzeit seiner ersten Saison vorweisen. Die Zahlen also stimmen. Aber stimmt auch die künstlerische Bilanz, die sich jetzt am...
Frau Dessay, Sie scheinen sich Ihre Bühnenrollen überzuziehen wie eine zweite Haut. Wie sehr identifizieren Sie sich mit ihnen?
Auf der Bühne völlig. Aber sonst sind Bühne und Realität für mich zwei sehr unterschiedliche Welten.
Sie nehmen die Figur also nicht mit nach Hause?
Nein, überhaupt nicht. Im Moment, wo ich von der Bühne herunterkomme, bin ich wieder ganz...
Nikolaus Harnoncourt meinte einmal, wenn man sich die leidenschaftlichen Plastiken eines Bernini ansehe, könne man sich nicht vorstellen, dass die Musik jener Zeit weniger leidenschaftlich gewesen sei. In der Tat ist die Meinung, dass das artifizielle Element des Barockgesangs zugleich stimmfarbliche Anämie bedeute, historisch kaum belegbar. Freilich schien mit...