Ungestillter Sehnsucht Drang
Für die Griechen war es das Paradies auf Erden, noch im Neuen Testament ein Ort des Segens: der Garten Eden. Betrachtet man das Cover des vorliegenden Albums, das dessen Namen im Titel trägt, beschleichen einen Zweifel an der Plausibilität dieses Mythos: Mag die florale Tapete noch die Aura des Naturhaft-Schönen in sich bergen, deutet schon der knorrige Kaktus auf dem kleinen Stehtisch eher auf eine widerspenstige Angelegenheit. Blickt man dazu noch in die finster-trüben Mienen der Sopranistin Eva Resch und des Pianisten Eric Schneider, muss man um ihr Seelenheil bangen.
Doch keine Angst: Hier wird mit Seherwartungen gespielt und, wiewohl mit gewöhnungsbedürftig-skurriler Ironie, die Kehrseite des Paradieses gezeigt. Den beiden Künstlern geht es gut, sie benötigen keine Hilfe. Schon gar nicht für jene Lieder, die, mal im nahen, mal im weiten und weitesten Sinn, thematisch Bezug auf den biblischen locus amoenus nehmen.
Im Zentrum steht Schönbergs Liedzyklus auf das «Buch der hängenden Gärten» von Stefan George (1909). Ein Mann begegnet in der exotischen Umgebung eines Paradiesgartens einer Frau, die er augenblicklich erobern will. Doch ihm schwant, dass er verbotenes Terrain ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Jürgen Otten
Uraufführungen sind bei der New York Philharmonic keine Seltenheit. Doch die szenische Erstdarbietung eines brandneuen Werks? Das gab es so gut wie nie in der 177-jährigen Geschichte des Orchesters. Im Rahmen des von Musikchef Jaap van Zweden initiierten, auf Beethoven fokussierten Minifestivals «Music of Conscience» hob es David Langs 13. Arbeit für die Bühne aus...
Dem Teufel von der Schippe zu springen, das war in alten Zeiten nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Wer sich einmal mit ihm eingelassen hatte, dessen Seele war unrettbar verloren. Aber dann gab es da ein gewisses «Marijken van Nieumeghen», von dessen Schicksal ein niederländisches Mysterienspiel aus dem frühen 16. Jahrhundert erzählt. Das zunächst tugendhafte...
Der Prolog fehlt. Keine Debatte darüber, wer die einflussreichste allegorische Figur auf der Bühne ist. Fortuna, die Schicksalsgöttin, und Virtù, Vertreterin von Tugend und Tapferkeit, sind erst gar nicht angereist. Nur Amor ist erschienen, um den Menschen stupende erotische Energien einzuflößen. Allein, das Singen hat auch der Liebesgott anscheinend verlernt....