Überdacht
Am 25. Mai, 3. und 30. Juni 2017 in Kiel.
Seit der «Walküre» vor einem Jahr hat sich die Szenerie des Kieler «Rings» grundlegend verändert.
Mit der Verpflichtung einer neuen Bühnenbildnerin, der japanischen Installations- und Performancekünstlerin Chiharu Shiota, scheint der regieführende Intendant Daniel Karasek auch sein Konzept noch einmal überdacht zu haben: Der technologiekritische Ansatz, der sich mit dem von Rauchschwaden umhüllten Kohlekraftwerk auf dem von Ausstattungsleiter Norbert Ziermann entworfenen Walkürenfelsen andeutete, ist in Shiotas «Siegfried»-Installationen einem eher unverbindlichen Ästhetizismus gewichen. Jetzt bestimmen märchenhaft ausgerichtete Bilder das Ambiente – optisch allerdings durchaus fesselnd, etwa das doppelte Schattenspiel der Erda-Episode vor einem kubistischen Gestänge oder das üppig wuchernde Grün am Eingang von Fafners Neidhöhle. Doch auch Mimes gigantischer Schmiedeapparat (mit zum ersten Aktschluss prompt rotierenden Rädern) suggeriert kein wirklich bedrohliches Hightech, sondern wirkt harmlos, verspielt.
Szenischer Höhepunkt des Abends aber ist der von Marc Schnittger choreografierte Drachenkampf: im Mittelpunkt, wie schon beim Auftritt der Riesen im «Rheingold», die von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Gerhart Asche
Er glaube nicht, so bemerkte Hans Zender in einem Gespräch über Aufführungspraxis und Interpretationsgeschichte, «dass ein Interpret danach streben muss, das Original zu rekonstruieren». Vielmehr müsse sich seine Tätigkeit darauf richten, «etwas neu entstehen zu lassen». Anlass für diese (scheinbar radikale) Absage an den seit Beethoven und Wagner kodifizierten...
Wer war Balzacs Trompe-la-Mort? Durch sechs Teile der «Comédie humaine» geistert der Täuscher, Namen, und Kleider ändernd, selbst sein Gesicht bleibt nicht dasselbe. Jetzt hat der Komponist Luca Francesconi die Figur aus Balzacs epochalem Sittengemälde zur Schlüsselfigur seiner neuesten Schöpfung gemacht.
Ein auf lakonische Weise fesselndes Werk ist es geworden....
Die Wartburg thront bekanntlich im Thüringer Wald. Halberstadt hat ein anderes Mittelgebirge vor der Haustür, und das hat offensichtlich als Inspirationsquelle gedient für das Bühnenbild dieses Jubiläums-«Tannhäuser» anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Nordharzer Städtebundtheaters Halberstadt-Quedlinburg: Nebelschwaden, einsames Boot auf dem See,...