Trinkhalle und Kurtheater

Seit 30 Jahren gibt es die Belcanto-Festspiele «Rossini in Wildbad» – Langzeit-Intendant Jochen Schönleber gönnt sich zum Jubiläum eine Neuinszenierung des «Moïse»

Opernwelt - Logo

Manches kleinere sommerliche Musikfest hängt im Wesentlichen an einer einzigen Person. So die splendide Initiative des kürzlich verstorbenen Dirigenten Enoch zu Guttenberg, der sich im auratischen Kunst-Ort Herrenchiemsee gleichsam als musikalischer Wiedergänger Ludwigs II. zelebrierte; ähnlich autoritativ Gustav Kuhn im eigens für ihn erbauten Festspielhaus im tirolerischen Erl.

In Bad Wildbad trägt Jochen Schönleber die alleinige organisatorische und künstlerische Verantwortung für eine Unternehmung, die man durchaus als eine programmatische Konkurrenz von Bayreuth apostrophieren könnte: Dort gilt es monothematisch dem Schaffen Wagners, im Schwarzwald dem noch viel umfangreicheren Opernwerk von Gioacchino Rossini. Während Wagner als musiktheatralischer Präzeptor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden darf, ist Rossini dasselbe für dessen erste Hälfte. Der gewaltige Block seines Œuvres evozierte das Paradox, dass nur das wenigste davon im internationalen Repertoire regelmäßig umgewälzt wird, aber auch kaum eines der rund 40 Werke völlig vergessen ist. Da sie, ungeachtet einiger Schablonenhaftigkeit, durchweg auch von attraktiven Sujets getragen werden, lohnt ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2018
Rubrik: Magazin, Seite 96
von Hans-Klaus Jungheinrich

Weitere Beiträge
Intention, Rezeption, Stilisierung

Alexander Kluges Wort von der Oper als «Kraftwerk der Gefühle» aufgreifend, blickt der opulente Band vor allem auf das 19. Jahrhundert und stellt die Frage, was Nationalopern eigentlich als ästhetische Produkte sind, sein wollen oder sein konnten, was sie mit Identitätsstiftung zu tun haben, und wie sich Wagner und das «Deutsche» in diesem Kontext ausnehmen....

Wie es euch gefällt

Vor der Premiere ist der Autostau entlang des Neusiedler Sees so lang, dass sie später beginnen muss. Über 6000 Sitzplätze wollen bei den Seefestspielen Mörbisch jeden Abend gefüllt sein, 220 000 pro Saison. Das gelang zuletzt nicht einmal dem legendären Altintendanten Harald Serafin, der zu Boomzeiten den Zuschauerraum erweitert hatte. Erst recht nicht seiner...

Den schweren Schritt abgewöhnen

Der Mann mit der hohen Stirn, der wie bestellt und nicht abgeholt vor einem leeren Geschäftsportal sitzt, an einem Sonntagmorgen in einer menschenleeren Straße (vielleicht im New Yorker Greenwich Village) – ja, irgendwie könnte es auch Hanns Eisler sein. Freilich, Edward Hoppers Gemälde «Sunday» entstand bereits 1926, zwölf Jahre vor Eislers Ankunft in New York....