TRÈS CHARMANT

Messager: Fortunio NANCY | OPÉRA NATIONAL DE LORRAINE

Opernwelt - Logo

Eine Frau, zwei Männer – da freut sich der dritte. Jacqueline, Gemahlin des weißbärtigen, dauereifersüchtigen Notars Maître André, ist jung, très chic et très belle, erotisch unausgefüllt, weswegen sie den Avancen des Hauptmanns Clavaroche recht bald im Ehebett nachgibt, bevor sie ihn im Kleiderschrank verstecken muss. Fortunio wiederum, der gerade eine juristische Lehre im Haus begonnen hat, eigentlich aber ein dichtender Werther-Wiedergänger ist, hat sich beim ersten Blick in Jacqueline schockverliebt.

Irritiert bemerkt sie dies nach und nach; so viel Liebesleidenschaft («Verfügen Sie über mein Leben, es gehört Ihnen!») berührt sie. Da hat sie zwar gerade mit dem Liebhaber Clavaroche eine List eingefädelt, um ihren Mann zu täuschen (er soll denken, Fortunio schleiche als Nebenbuhler ums Haus), doch am Ende dieser comédie lyrique darf der juvenile Titelheld die Angebetete in die Arme schließen. 

Der Stoff, basierend auf einer Komödie von Alfred de Musset, ist so leicht gewirkt wie Jacquelines Musselin-Nachthemd, aber gleichzeitig nicht ohne Substanz, denn Fortunios zart-schüchterne Liebe, die am Schluss beinahe todessüchtige Züge annimmt, geht zu Herzen. Und das liegt am ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Götz Thieme

Weitere Beiträge
GOTTES WERK UND TEUFELS BEITRAG

Anlass, Datum und Ort waren mit Bedacht gewählt. Pünktlich zur alljährlich gefeierten Wiederauferstehung Jesu Christi, am Ostersonntag Anno Domini 1708, erlebte Georg Friedrich Händels Oratorium «La Resurrezione» seine prunkvolle Uraufführung in der ewigen Stadt. Im salone d'onore al piano nobile des Palazzo Bonelli war eigens dafür eine Bühne errichtet worden, an...

(Fast) alles kommt ans Licht

Wie schwer es ist, über einen Komponisten zu schreiben, der selbst so sprachmächtig ist, dass man staunend nicht nur vor dem Werk, sondern auch vor den Worten ihres Schöpfers steht, das hat sich auch im Fall von Wolfgang Rihm wieder schmerzvoll bewahrheitet. Wie man ihm vielleicht näher kommt, ohne ihm zwanghaft nahe sein zu wollen – das wiederum beweist Lotte...

UNTER WERT VERKAUFT

Wer hätte das gedacht? Eine «Medea» mit glücklichem Ausgang! Georg Caspar Schürmann, Sänger, Librettist, Komponist und seit 1707 Hofkapellmeister in Braunschweig, macht es möglich mit seiner 1720/22 erfolgreich am Hamburger Gänsemarkttheater aufgeführten Oper «Jason oder die Eroberung des Goldenen Vlieses». Nicht Medeas tragisches Ende mit dem Kindermord wird hier...