Tragödie als Farce
Erstmals wagt sich die Deutsche Oper am Rhein an die «Trojaner» von Hector Berlioz und delegiert arbeitspraktisch geschickt je einen der beiden Teile nach Duisburg und Düsseldorf. Wie Herbert Wernicke 2000 bei den Salzburger Festspielen schiebt Regisseur Christof Loy als Kommentar, nur in Duisburg, Offenbachs Buffa «La Belle Hélène» nach. Auch diese lässt er im Original vortragen, die Dialoge allerdings auf Deutsch. So wird der Sinn der Parallelaktion deutlicher.
Die Nahtstelle setzt Loy bereits im zentralen Akt der Düsseldorfer «Trojaner in Karthago» an, der in zerstückelter Form 1863 am Pariser Théâtre Lyrique herauskam, genau ein Jahr vor Offenbachs Persiflage auf die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges.
Aeneas hat sich nach dem in Duisburg spielenden «Fall von Troja» nach Karthago retten können. Dieses ist bei Loy, dem Bühnenbildner Herbert Murauer und in den Kostümen Michaela Barths ein befriedet gemischtrassiges Gemeinwesen von heute, das sich unter Leitung der gouvernantenhaft im kleinen Grauen steckenden Dido seiner sozialistischen Kaderleistungen rühmt. Angesichts einer Kriegsbedrohung aus Afrikas Innerem lässt es sich durch die tölpelhaft auftretende Soldateska der ...
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