Stupende Reinheit, anrührende Zartheit, natürlicher Duktus

Triumph des Dirigenten: Marc Minkowski dirigiert die russische Erstaufführung von Debussys «Pelléas et Mélisande» am Moskauer Musiktheater Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko

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Claude Debussys musiktheatralisches Meisterwerk hatte in Russland einen schweren Stand. Dreizehn Jahre nach der Pariser Uraufführung 1902 ereilte «Pelléas et Mélisande» am Petrograder Theater ein kurzes, unglückliches Bühnenschicksal – in Gestalt einer Produk­tion, die nur einen Torso des Originals und den obendrein in russischer Sprache präsentierte. Erst jetzt, einhundertfünf Jahre nach seiner Entstehung, war die vollständige Fassung erstmals im Mos­kauer Musiktheater Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko zu erleben.

Und ohne französische Initiative, sprich: die Unterstützung des französischen Kulturministeriums und der französischen Botschaft in Moskau, wäre wohl auch diese Premiere von «Pelléas et Mélisande» nicht zustande gekommen.
Um es vorweg zu sagen: An russischen Maßstäben gemessen, kam die Auffüh­rung einer Sensation gleich. Vor allem aus musikalischen Gründen. Lange hatte man sich in Moskau nach großen Opern­dirigenten gesehnt, jetzt war endlich einer zu erleben: Debussys komplexe Partitur erreichte unter der Leitung von Marc Minkowski eine interpretatorische  Homogenität, Geschlossenheit und Inspiration, die staunen machte. Das Orchester des Stanislawski-Theaters ...

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Opernwelt August 2007
Rubrik: Magazin, Seite 25
von Alexej Parin

Vergriffen
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