Spiel der Gewalten

Weill: Der Silbersee am Nationaltheater Mannheim

Opernwelt - Logo

Am Schluss der Aufführung taumeln Olim, Severin und Fennimore, von den Vertretern der Ordnung vertrieben, den langen Weg zum «Silbersee» entlang, der auch im Sommer zugefroren bleibt, um Hilfsbedürftige zu retten. Da öffnet sich im zur Raumbühne umgestalteten ehemaligen Kesselhaus der Alten Schildkrötfabrik in Mannheim-Neckarau eines der riesigen kathedralenartigen Fenster. Draußen steht ein weißes Taxi, nimmt die drei Flüchtigen auf und fährt mit ihnen davon. Man darf darin eine Anspielung auf das Schicksal Kurt Weills sehen, der am 21.

März 1933, dem Tag von Potsdam, mit einem Auto nach Paris ins Exil flüchtete. Vier Wochen zuvor, am 18. Februar 1933, hatte seine in Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Georg Kaiser entstandene Schauspiel-Oper «Der Silbersee» Premiere. Es war die letzte Uraufführung einer dann als «entartet» geächteten Kunst, die während der Nazi-Diktatur verboten blieb.

Calixto Bieito hat das selten aufgeführte, zwischen Songspiel und Lehrstück oszillierende Drama mit Musik für die Ersatzspielstätte der Mannheimer Oper auf einen langen, das Publikum teilenden Laufsteg gesetzt und als Nummernrevue inszeniert. Kaisers umfangreicher Prosatext musste Federn lassen und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
Im Wunderreich der Nacht

Seiner großen, noch dazu unerfüllten und verbotenen Liebe ein noch größeres Denkmal zu setzen, wagte Richard Wagner mit «Tristan und Isolde». Doch das Gigantische und Grenzensprengende der «Handlung in drei Aufzügen» brachte Proben und Aufführungen an den Rand des Scheiterns: Als unspielbar galt der Orchesterpart, der Dissonanzspannungen auftürmt und emanzipiert,...

Kontinent Charpentier

Marc-Antoine Charpentier zählt zu jenen Komponisten des französischen Frühbarocks, deren Werke nach dem Tod ihres Schöpfers ein tristes Schattendasein fristeten. Während sich etwa die Opern Jean-Philippe Rameaus einer zunehmenden Beliebtheit auch bei deutschsprachigen Häusern erfreuten, ließ man Charpentier gleichsam am langen Arm verhungern und nahm sich höchstens...

Zwei Welten

Zum Ziele führt dich diese Bahn – nur wo geht es lang? Über ein großes Buch gebeugt, streiten die Knaben der Weisheit über den richtigen Weg. Wo der sich befindet, scheint in Pamela Recinellas Inszenierung der «Zauberflöte» niemand so recht zu wissen. Schon gar nicht die «Eingeweihten» in Sarastros Reich, die, ein Buch in der Hand, taumelnd ihre Kreise drehen wie...