Späte Geburt
Länger als ein Jahrhundert hat es gedauert. Knapp 127 Jahre sind verstrichen, seit der Komponist letzte Hand an sein Bühnenwerk legte. An eine Oper, die Motive aus dem «Kalevala», dem finnischen Nationalepos, verarbeitet. Und eigentlich schon damals in Turku uraufgeführt werden sollte. Was erst jetzt, im Zuge der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit Finnlands – erst 1917 konstituierte sich die eigenständige Nation – nachgeholt wurde. Wie das?
Der Dirigent und Tonsetzer Karl Müller-Berghaus (1829–1907) ist nicht nur in Deutschland vergessen.
Er war Primgeiger eines Streichquartetts, machte später als Kapellmeister Karriere. Müller-Berghaus wirkte in Meiningen, Rostock, Chemnitz, Wiesbaden, Nizza und Hamburg. 1886 wurde er nach Turku engagiert, wo er bis 1895 blieb. Finnland stand in dieser Zeit noch unter russischer Herrschaft, seit den 1860er-Jahren wurde der Ruf nach Unabhängigkeit immer lauter. Im Rückblick lässt sich auch Müller-Berghaus’ in Turku entstandene Oper «Die Kalewainen in Pochjola» mit ihrem «finnischen» Sujet durchaus als Dokument kulturellen Aufbegehrens verstehen.
Das «Kalevala» war erstmals 1834 und, in einer überarbeiteten Fassung, 1849 erschienen. Der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Elke Albrecht
Es ist nur ein Blick. Aber er verändert alles, augenscheinlich, offenkundig, unausweichlich. Es ist der Blick einer jungen Frau, die das Tragische ablehnt, weil sie sich nach einer Zukunft sehnt, in der das Leben den Tod überwindet. Soeben hat dieser ihr die Mutter entrissen, und wieder war es Orest, der von den Furien Getriebene, durch Elektra Angestachelte, der...
Hans Hotter (1909-2003), für eine Dekade der bestimmende Heldenbariton im Nachkriegs-Bayreuth, war von Anbeginn seiner Karriere auch ein herausragender Liedinterpret, wie seine zahlreichen Beiträge zu der legendären Liededition des Pianisten Michael Raucheisen belegen. 1973, da war er schon 64 Jahre alt und nur noch gelegentlich auf der Opernbühne aktiv, wollte er...
Zart schwebt die Musik durch den Raum: «One charming night», eine der berühmtesten Arien aus «The Fairy Queen». Doch plötzlich stampft das Orchester in wilden Rockrhythmen los. Aber es zerstört Purcells Poesie nicht ganz, holt sie nur auf die Erde zurück, füllt die Körperlosigkeit mit Fleisch. Solche Wechselwirkungen gibt es oft in Helmut Oehrings 2013 in Berlin...