Sorgfältig proportioniert
«Seichte Muse und neue Heimat» – unter diesem Motto bilanziert Ulrich Schreiber die britische Oper des 20. Jahrhunderts im unlängst erschienenen vierten Band seiner monumentalen Geschichte des Musiktheaters. In der Tat: Die Suche nach einer seit den Tagen Blows und Purcells verloren geglaubten nationalen musikalischen Identität sowie ein auch Sentimentalitäten nicht scheuendes Beharren auf der Tragfähigkeit des Prinzips Tonalität markieren jenen Sonderweg, auf dem sich nach 1900 – Ausnahmen bestätigen die Regel – die Mehrheit der angelsächsischen Tonsetzerschaft bewegte.
Zumal vor dem durch den NS-Staat forcierten Zivilisationsbruch blühte auf der Insel manche laue Blume einer edlen, nicht selten überzüchteten Neoromantik. Von Frank Delius bis Ralph Vaughan Williams, von Gustav Holst bis zu William Walton – es war vornehmlich ein an klassischen Werten orientiertes Schönklangideal, mit dem man daheim wie drüben «in Europa» zu punkten hoffte.
In die Reihe eines kompositorischen Konservatismus, der lieber in feinem Tweed auftritt als in revoluzzerhafter Stürmer- und Drängerpose, gehört nicht zuletzt Lennox Berkeley (1903-1989), ein Zeitgenosse Benjamin Brittens. Doch während Britten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Er ist ein rücksichtsloser Gewaltmensch, der alternde Führer der ukrainischen Kosaken. Um sich politischen Einfluss und militärische Macht zu verschaffen, dient Mazeppa sich dem russischen Zaren an. Allerdings – sein politisches Ziel ist die Lösung der Ukraine aus der Bevormundung durch Russland und Polen. Dafür verbündet er sich selbst mit seinen Feinden – und...
Josef Bohuslav Foerster blieb zeitlebens und bis heute ein Mauerblümchen – zumal außerhalb des böhmisch-mährischen Raums. Als Komponist wurde er von den populären Zeitgenossen quasi in die Zange genommen – von Smetana und Dvorák auf der einen Seite, später von Janácek auf der anderen. Gleichwohl, Foersters Oper «Eva», uraufgeführt 1899, entpuppte sich am Prager...
Zwischen 1899 – da war Siegfried Wagner bereits dreißig Jahre alt – und seinem Tod im Jahr 1930 hat der einzige Sohn Richard Wagners vierzehn abendfüllende Opern vollendet, zwei im Particell hinterlassen und von zweien nur den Text fertiggestellt. Daneben wirkte er auf ausgedehnten Konzertreisen als Dirigent, inszenierte im Sommer in Bayreuth und leitete oft das...