Sonne, Mond und Sterne
«Juditha triumphans» auf der Opernbühne? Ein venezianisches Publikum im 18. Jahrhundert hätte dagegen wohl Einwände erhoben: zu wuchtig der Klang des opulent besetzten Orchesters (zu teuer im Übrigen auch fürs Budget des Impresarios), zu viele Chöre und kein einziges Duett, die Hierarchie der Figuren zu flach, stattdessen gleich fünf Sängerinnen im Ensemble mit weitgehend gleicher Tessitura.
Kein schriller Kastratenpart, kein nachtschwarz polternder Bass – wie überaus ungewöhnlich, hochwürdiger Herr Vivaldi! Für uns dagegen sind das alles überhaupt keine Argumente gegen eine spannende Musiktheaterproduktion – lateinisches Libretto hin oder her.
Die Regisseurin Elena Barbalich hat den Versuch gemacht – und es ist ihr mehr recht als schlecht geglückt. Tableaux vivants illustrieren den Fortgang des Geschehens, gemessenes Schreiten und fließende Stoffe bestimmen die Bewegung. Subtil kommen feministische Symbolik und unterschwellige Erotik zur Geltung, gespeist aus griechischer Mythologie und barocker Malerei. Barbalichs Trumpfkarte aber ist die Lichtdramaturgie, die das Libretto bereits enthält: Sonnen- und Monduntergang, Sterne und Fackeln, Morgengrauen, Sonnenaufgang, strahlendes ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Carlo Vitali
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