Small is beautiful

Es geht auch in New York ohne glitz & glamour: Im Schatten der großen Met veranstalten die Amato Opera und die Bronx Opera Company «Musiktheater für alle»

Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Bowery im Süden Manhattans eine miserable Adresse. Verbarrikadierte Shops, zugemüllte Gehsteige, Autowracks, Schnapsleichen: urbanes wasteland. Touristen, hieß es, sollten das Gebiet zwischen Little Italy und Lower East Side lieber meiden. Dreißig Jahre später ist die Gegend kaum wiederzuerkennen, scheint ihre re-gentrification im Express­tempo voranzuschreiten. Wer sich heute etwa für eine der schicken (Single-)Wohnungen interessiert, die hier gebaut wurden, muss mit Kaufpreisen von deutlich über einer Million Dollar rechnen...


Nur das schmale Haus mit der Nummer 319 trotzt offenbar – wie seit eh und je – den flatterhaften Zeitläuften. Das liegt vor allem daran, dass oben im zweiten Stock, schätzungsweise fünfzig steile Stufen oberhalb des Straßenniveaus, noch immer Anthony Amato wirbelt, der Gründer und Leiter des vermutlich winzigsten Musiktheaters der Welt. Seit bald sechzig Jahren veranstaltet der kleine Mann große Oper: Mozart, Humperdinck, Verdi, Puccini.
In der laufenden Saison gibt es zum Beispiel «Figaro», «Rigoletto», «La forza del destino» und «Madama Butterfly». Meist mit Klavierbegleitung, manchmal spielt auch ein ...

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Opernwelt Juni 2007
Rubrik: Magazin, Seite 25
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
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