Michael Dahmen (Gunther); Foto: Falk von Traubenberg
Siegfried, der Untertan
Seinem Kompositionslehrer Max Bruch war er Grund genug, mit ihm zu brechen. Doch aus der Retrospektive muss man sagen: Der Weg, den Oscar Straus mit seiner ersten Operette «Die lustigen Nibelungen» einschlug, hat der Gattung besser getan als seine Wendung zum Sentiment in seinem Meisterwerk «Ein Walzertraum». Satire, zumal wider die Obrigkeit, hatte es nicht leicht in den beiden deutschsprachigen Monarchien um die Jahrhundertwende, insbesondere wenn sie die germanische Vergangenheit und deren vermeintliche Apotheose durch Richard Wagner aufspießte.
Aber ist das heute so anders? Johannes Pölzgutter äußert in seiner Inszenierung am Badischen Staatstheater Karlsruhe Zweifel und konfrontiert den Hurra-Patriotismus der Kaiserzeit mit dem Nationalismus der Gegenwart. Statt keuleschwingende alte Germanen tragen nun Reichsbürger und Konsorten Transparente mit Aufschriften wie «Grenzen dicht» oder «Freiheit braucht Grenzen» vor sich her.
Pölzgutters Interpretation der «burlesken Operette» von 1904 ist gleichwohl kein modernes Problemtheater. Im Gegenteil, der unterhaltende Aspekt hat Vorrang auf der Bühne, die Nikolaus Webern, zum Beispiel mit einem gotischen Gewölbe und einem Badezimmer ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Alexander Dick
Im Juli 2016 wurde zum dritten Mal der Reinhard-Schulz-Preis für Musikpublizistik vergeben. Eine mit 3000 Euro dotierte Ermutigung für junge Journalisten, die in der Sache kompetent, mit kritischer Neugier, sprachlich sensibel und klar über zeitgenössische Musik berichten. So etwas braucht Zeit. Und einen gesicherten Freiraum, der konzentriertes, kontinuierliches...
Herr Larsen, als ich Sie das erste Mal gesehen habe, waren Sie nackt ...
Das ist nicht weiter verwunderlich, denn seit 2004 singe ich als Osmin in Calixto Bieitos Inszenierung der «Entführung aus dem Serail» meine erste Arie unter der Dusche. Und dabei bin ich logischerweise nicht angezogen.
Zweifellos ist die Produktion auch dieses Auftritts wegen Kult geworden....
Die schöne Unbekannte liegt im Halbfeld links, gefährlich nah am Rand. Goldglänzendes Cocktailkleid, eine rote Einstichstelle nahe dem Herzen. Niemand, der sie beachten würde; anscheinend gehört das Sterben zum Geschäft, ist Teil der Staatsräson, Kollateralschaden. Wer die Tote ist, erfahren wir auch in den folgenden dreieinhalb Stunden nicht, können es nur...