Sieg nach Punkten
Vierzig Jahre haben die Berliner Philharmoniker «Die Walküre» nicht gespielt. Seit Karajans epochalem «Ring des Nibelungen» (1966-1970) wechselten nicht nur die Chefdirigenten, sondern auch die Ästhetik des Orchesters hat sich grundlegend geändert. In Karajans Schönklang-Wagner triumphierten vor allem die Violinen, überirdisch schön, über den Rest der Welt. Sein Nachfolger Claudio Abbado erweckte – bei «Tristan» und «Parsifal» – die Holzbläser zu neuem, lustvoll gesteigertem Leben.
Sir Simon Rattle schließlich, seit 2002 siebter Chef des Orchesters in jetzt 125 Jahren, fuhr mit dem Tanz-Film «Rhythm is it» nicht zufällig seinen bislang größten Erfolg in Berlin ein. Der Rhythmus macht’s: Das ist Rattles Credo. Mit dieser Favorisierung haben sich die ästhetischen Grundvoraussetzungen fundamental geändert, unter denen das bedeutendste Orchester in Deutschland seinen Wagner leuchten lassen kann. Oder unter denen es ihn verspielt.
Die exorbitanten Erwartungen, unter denen die Premiere der «Walküre» in Aix-en-Provence stattfand, wurden zusätzlich angeheizt durch ein misslungenes «Rheingold» (2006/07) und durch mehrfach öffentlich gewordene Zweifel an den Fähigkeiten des heute ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Claude Debussys musiktheatralisches Meisterwerk hatte in Russland einen schweren Stand. Dreizehn Jahre nach der Pariser Uraufführung 1902 ereilte «Pelléas et Mélisande» am Petrograder Theater ein kurzes, unglückliches Bühnenschicksal – in Gestalt einer Produktion, die nur einen Torso des Originals und den obendrein in russischer Sprache präsentierte. Erst jetzt,...
Im Programmbuch die geballte philosophische und philologische Kompetenz. Natürlich ein Stück des klugen Herrn Niccolò Machiavelli, aus seiner Hauptschrift «Il Principe»: von der Grausamkeit und der Milde und ob es besser sei, geliebt als gefürchtet zu werden. Damit ist das zentrale Thema der Oper bezeichnet. Dann Elias Canetti, Teile aus dem Kapitel «Die Macht der...
Wie eigentlich immer bei solchen Geschichten, so war es auch dieses Mal. Seit Monaten spazierte der Rumor durch die sächsische Provinzmetropole. Alle in der Szene wussten Bescheid, längst war beschlossen, was zu tun sei. Fraglich war nur noch der Zeitpunkt der Tat. Am 19. Juni 2007 schließlich war es so weit. Die Kunde wurde ins Land hinausgetragen. Doch schon die...