Seelenmalerei

Christophe Rousset bringt Johann Christian Bachs «Temistocle» nach Leipzig

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Johann Sebastian Bach muss ein guter Vater gewesen sein. Obwohl er sich ­intensiv um die musikalische Bildung seiner Söhne kümmerte, scheint diese Früh­erziehung jedoch nie so weit gegangen zu sein, dass sie die individuelle Entwicklung seiner Sprösslinge gefährdet hätte: Während Carl Philipp Emanuel zur prägenden Figur des Sturm und Drang wurde, klingen die Werke des Jüngsten, 1735 geborenen Johann Chris­tian eher, als sei er der Sohn von Johann Adolf Hasse und der ältere Bruder von Mozart.

Während Carl Philipp jedoch bald einen ausgeprägten Personalstil entwickelte, versuchte Johann Christian zeit­lebens immer neue Konsenslösungen zwischen dem alten sängerdominierten Seria-Stil Hasses (der beispielsweise in Johann Christians 1762 uraufgeführten «Alessandro nell’Indie» noch ganz ungebrochen rezipiert wird) und dem Gluck’schen Reformlager zu finden. Auch im 1772 für die Mannheimer Oper geschriebenen und jetzt an der Leipziger Oper wieder aufgeführten «Temistocle» stehen Tradition und Innovation direkt neben­­einander: Erschöpft sich der erste Akt noch in großformatig unverbindlichen Da-Capo-­Arien, gewinnt das Stück über das tragische Ende des Helden von Salamis am Perserhof vom ...

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Opernwelt Juni 2005
Rubrik: im focus, Seite 11
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
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