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Sir Peter Jonas appelliert an die Politik

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Viel habe ich während meiner dreizehn Jahre als Intendant der Bayerischen Staatsoper gelernt. Dazu gehört, dass es leider nur zu oft unumgänglich für ein Opernhaus ist, bockig und kompromisslos zu sein. Es gehört zu unseren Aufgaben, die Vorstellung darüber, was möglich oder akzeptabel ist, auszudehnen. Die Politik sollte Toleranz aufbringen für das, was wir tun und sagen.

Diese Toleranz ist lebensnotwendig für die Oper, weil wir es hier mit der irrationalsten aller Kunstformen zu tun haben, in der Musik, Aktion und Text einander auf der Bühne begegnen und mit­einander fusionieren – «live», vor den Augen unseres Publikums, wodurch ihm wiederum die Ohren geöffnet werden für das großartigste kollektive Ritual, das der Mensch jemals kreiert hat.

Eine Lektion musste ich in München nicht lernen (denn sie ist jedem Engländer angeboren), nämlich dass Misstrauen gegenüber Autoritäten die oberste Bürgerpflicht sein sollte. Das ist eine Verpflichtung für alle, die auf dem Kunstsektor tätig sind. Nur zu oft befürworten Politiker die zweckmäßige Ansicht, dass Demokratie «Regierung durch Diskussion» bedeutet, aber nur dann effektiv ist, wenn man jede Diskussion abwürgen kann. Zweifelsohne werde ...

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Opernwelt Jahrbuch 2006
Rubrik: Jonas in München, Seite 98
von Sir Peter Jonas

Vergriffen
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