Schöne Bescherung
Als kleiner Junge stand auch ich oft mit leuchtenden Augen vor dem Weihnachtsbaum, und ich erinnere mich gern an diese Zeit zurück. Trotzdem empfinde ich Pfitzners «Christelflein» als ein ziemlich ungenießbares Machwerk. Denn hier kommt zusammen, was absolut nicht zusammengehört. Dräuendes Erlösungspathos und affektierte Kindlichkeit, nachwagnerische Leitmotivik und gestelzt zitierte Weihnachtslieder, Pfitzners strenger und spröder Tonsatz kollidiert ständig mit dem süßlichen Text.
Mit einer Ausnahme: In der musikalischen Beschreibung der Christkindchen-Sphäre greift er derartig in den Honigtopf, dass daneben Humperdincks «Vierzehn Englein» wie eine Nulldiät wirken.
Als vorweihnachtliches Theaterangebot hat sich «Das Christelflein» mit gutem Grund nicht gegen «Hänsel und Gretel» durchsetzen können. Dass es immer wieder Versuche gibt, es wenigstens in konzertanter Form am Leben zu erhalten, erklärt sich aus der Reputation des Komponisten, dessen konservative Haltung auch als Rebellion gegen den Zeitgeist zu verstehen ist. Die Sehnsucht nach der «heilen Welt» hatte im Kriegsjahr 1917 nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und aller Werte, die es vertrat, auch eine politische ...
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