Schneider: Fürst Pückler

Görlitz

Viele Theaterleute, die neu in eine Stadt kommen, erklären, sie wollten Theater für die Stadt machen. Dann aber fahren sie mit ihrem «Machen» so fort, wie sie davor andernorts aufgehört haben. In Görlitz entwickelte man ein anderes Sys­tem. Man schaute in die Geschichtsbü­cher, studierte, wer alles in der Historie der Stadt und Region gewirkt hat und be­rühmt geworden ist. Die unmittelbare Lebenswelt zum Erklingen bringen – das gibt Intendant Michael Wieler als Leit­gedanken seiner Dramaturgie aus.

Man vergibt sogar Aufträge, zum Beispiel an den Münchner Komponisten Enjott Schneider. Gerhart Hauptmanns Novelle «Bahnwärter Thiel» hat Schneider schon in eine Oper verwandelt, durchaus eindrucksvoll und erzählkräftig auch in der musikalischen Sprache, wie es die Görlitzer Uraufführung demons­trierte (siehe OW 4/2004).
Der Erfolg von «Bahnwärter Thiel» ließ Intendanz und Komponist nicht ruhen: Ein neuer regionaler «Held» musste her, und rasch wurde man fündig: Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau heißt er, und wer dessen Biografie liest, mag gar nicht glauben, dass dieser Namensgeber eines Speiseeises schon im frühen 19. Jahrhundert quasi als Solist die Jetset-Gesellschaft ...

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Opernwelt Juni 2006
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 52
von Gerhard Rohde

Vergriffen
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