Schmerzlich
Diese Hölle stinkt nicht nach Schwefel. Höchstens nach Kabelbrand, ein bisschen auch nach abgestandenem Dramaturgenschweiß. Und sie beherbergt keine quälgeistigen Teufelchen, sondern Männer in T-Shirts, die mit Tafeln «Applaus!» befehlen, auf dass die Studiogäste von «Hercool TV», besonders der fitnessgestählte Namensgeber, gebührend bejubelt werden. Bei Euripides hieß so etwas Satyrspiel. Bei Peter Konwitschny ist es eine Fernseh-Show. Vorhersehbar dieser theatrale Knalleffekt, mit dem sich einer der wichtigsten Ideenspender der Opernregie wieder auf seiner Spielwiese tummelt.
Doch was im bitterbösen Autodafé von Verdis «Don Carlos» oder im Unterbrechen von Wagners «Meistersingern» verstörte und erhellte, verpufft bei Glucks «Alkestis»: Diese grell gemeinte Medienkritik bringt niemanden mehr auf 180.
Es ist die erste echte große Neuproduktion seit Konwitschnys Amtsantritt als Chefregisseur der Oper Leipzig, bislang hatte er dort meist frühere Erfolge aufgewärmt. Und es ist der Auftakt zu einem ehrgeizigen Großprojekt: 2013, wenn sich alle Welt zum Wagner-Jahr in den «Nibelungen»-Overkill stürzt und sich gegenseitig Wotane und Siegfriede abspenstig macht, hält Leipzig dagegen. Mit ...
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Met-Intendant Peter Gelb hat in der ersten von ihm komplett selbst gestalteten Saison viel Pech mit den Stars gehabt. Von acht Premieren sangen nur in drei alle dafür vorgesehenen Protagonisten. Zwei davon waren die auf Stimmglamour verzichtenden 20.-Jahrhundert-Werke, die letzte der Saison war eine Rossini-Rarität, gedacht als schimmernde Vokalrobe für «the...
Dreimal Festspielauftakt im Juli 2009 – aber deshalb gleich drei Fälle für den DVD-Markt? Profiterwartung schlägt da künstlerische Notwendigkeit. Denn ob «Lohengrin» aus München oder «Aida» aus Bregenz: Es gibt wahrlich bessere Produktionen auf Silberscheiben. Einzig die Salzburger «Theodora»-Inszenierung, von Christof Loy als Oper ohne alles im Großen Salzburger...