Schaugepräge

Massenet: Le Cid Sankt Gallen / Festspiele

Man muss sie mögen, die Oper unter freiem Himmel. Tut man das aber, findet man sich ab mit wenig bequemen Sitzgelegenheiten, unfreundlichen Temperaturen und plaudernden Nachbarn. Auch mit dem blechernen Klang des Orchesters, das sich über eine verhältnismäßig bescheidene Verstärkeranlage bemerkbar macht, und dem ebenfalls verstärkten Darsteller, der rechts singt, aber von links klingt. Oper unter freiem Himmel bietet eben anderes, sie spielt zum Beispiel mit der Magie des Ortes – und die ist hoch in Sankt Gallen.

Die Festspiele, welche die Gallusstadt seit einem guten Jahrzehnt zum Ende der Saison und zum Anfang des Sommers ausrichtet, finden ihren zentralen Moment jeweils in einer Opernproduktion vor der mächtigen Fassade der Kathedrale mitten im weiträumigen, von Gebäuden umfriedeten Klosterhof. Was den atmosphärischen Reiz betrifft, kann es Sankt Gallen problemlos mit dem Salzburger «Jedermann», den Bregenzer Festspielen oder der Arena von Verona aufnehmen. Zumal, wenn ein Videokünstler wie Frank Aleu am Werk ist, der die Kathedrale nicht nur einbezieht, sondern ihr mit Hilfe suggestiver Projektionen eine Hauptrolle kreiert. Wann sonst kann man erleben, dass der majestätische ...

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Opernwelt August 2016
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Peter Hagmann

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