Rampentheater

Frankfurt, Verdi: Don Carlo

Nach Christof Loys eindrucksvoller Inszenierung von «Simon Boccanegra» in der letzten Spielzeit (siehe OW 7/2007) war die diesjährige Saisoneröffnung in Frankfurt mit Verdis «Don Carlo» eine herbe Enttäuschung. Regisseur David McVicar ließ sich von Brigitte Reiffenstuel aufwändig gestaltete historische Kostüme entwerfen und die solchermaßen herausgeputzten Figuren ihre Auf- und Abtritte vor dem öden Einheitsbühnenbild einer weißen Backsteinarchitektur vollführen.

Das war allein schon des Kontrasts wegen ärgerlich, umso mehr als McVicar erst gar nicht versuchte, aus dem ästhetischen Bruch zwischen abstraktem Bild und Kos­tümopulenz Funken zu schlagen. Überhaupt scheint er wenig Gedanken an Verdis schwärzes­te, dramaturgisch komplexeste Oper verschwendet zu haben – falls man es nicht für Konzept halten möchte, dass die Ketzer hier nicht verbrannt werden und Carlos am Ende auf dem Grab Karls V. einfach erstochen wird.
McVicar exemplifizierte auf recht altmodische Weise eine Haupt- und Staatsaktion – die Chöre meist auf Mittelachse geordnet und frontal aufgereiht. Das innere Drama, die Familientragödie um das Lebens- und Liebes(un)glück von Carlos und Elisabeth, fand erst gar nicht ...

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Opernwelt November 2007
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Uwe Schweikert

Vergriffen
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