Rache der Komture
Es sollte die glanzvolle Saisoneröffnung und zugleich der Auftakt der musikalischen Veranstaltungen des Mozartjahres in Spanien werden. Die Presse hatte die Rückkehr des Don Juan in einer echten Eigenproduktion mit spanischer Starbesetzung mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Doch es kam anders. Das späte Debüt des Theaterregisseurs Lluis Pasqual und des Dirigenten Victor Pablo Pérez im Madrider Opernhaus fand zwar statt, jedoch mit einer szenisch polemischen und musikalisch uneineitlichen Produktion.
Ein Teil des Publikums tobte vor Wut, die Missbilligung schloss sogar die Statisten mit ein.
Pasqual zeichnet Don Giovanni als «señorito andaluz», als sozialen Freibeuter ohne Moral, Recht und Gesetz, der mehr von maßlosem Hochmut als von unersättlicher Wollust getrieben wird. Zudem verlegt er die Handlung in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts, tief in das finstere Spanien Francos nach dem Bürgerkrieg. Am Ende fliegt das Reiterstandbild des Komturs als Zitat des im Frühjahr in Madrid entfernten Diktator-Denkmals herein. Der Schlussgesang wird als Filmszene gestaltet. Don Giovanni fungiert hierbei als munterer Filmemacher, während Ausschnitte von Veranstaltungen des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Und wieder kein Deutscher dabei! Ein Grund zum Nachdenken, was unsere Ausbildungssituation angeht, doch kein Grund zum Jammern. Die Globalisierung im Opernbetrieb hat Koreaner, Chinesen, Osteuropäer und Südamerikaner an die Weltspitze gestellt, und das nicht zu Unrecht – ein Trend, der sich längst nicht mehr nur in Gütersloh feststellen lässt, wo die...
Die griechische Literatur kennt Elektra, Medea, Klytemnästra und manch andere mythologische Schreckensfrauen. Frank Wedekinds Femme fatale Lulu, das «wilde schöne Tier», die «Alleszerstörerin» übertrifft sie indes alle. Lulu gebraucht und vernichtet die Männer wie jene in ihr nur das Weib gebrauchen, bis sie es zerstören. Nicht verwunderlich, dass die Gestalt der...
Zum Auftakt der Spielzeit gab Mannheims neue Intendantin Regula Gerber ihre Visitenkarte ab. Man eröffnete mit einer Neuinszenierung von Verdis «La forza del destino» (siehe Seite 6 dieser Ausgabe). Zwei Tage später die andere Seite der Karte: ein Abend mit Werken Luciano Berios.
Man sitzt im Schauspielhaus. Schwarze ansteigende Bühnenrampe. Über Bühne und...