Quellenstudium in Taubenblau
Der Mann hatte viele Talente. Fast zu viele, um sich zu entscheiden. Doch Günter Henle, Nachfahre einer jüdischen Familie, die, um antisemitischen Anfeindungen zu entgehen, zum katholischen Glauben übergetreten war, machte aus der «Not» eine Tugend: Er vereinte die Begabungen und reüssierte erst als Diplomat, dann als Industrieller und schließlich als Verleger. Für die Musikwelt entscheidend wurde letztere Tätigkeit, die ihm schon in die Wiege gelegt worden war.
Sein Vater, so lesen wir es in Tobias Heyls sorgfältig recherchierter, allerdings leicht ins Hagiographische neigender Publikation «75 Jahre G. Henle Verlag», liebte die Musik und übertrug diese tiefe Zuneigung auf seinen Sohn. Der schuf früh die Grundlagen, um später mit Fachwissen an der Spitze des Verlags zu stehen. Günter Henle erlernte das Geigen- und Klavierspiel, er begleitete seine Eltern in die Oper, er war aktiver Teil der musikalischen Soirées im Hause Henle. Wesentliche Einflüsse verdankte er seinem Klavierlehrer Walter Lampe, der noch bei Clara Schumann und Engelbert Humperdinck studiert hatte und sich nun des jungen, augenscheinlich begabten Mannes annahm; späterhin sollte er auch als Berater Impulse setzen. ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Jürgen Otten
Und kein Traum ist völlig Traum», so heißt es doppeldeutig in Arthur Schnitzlers «Traumnovelle». Dieselbe Assoziation stellt sich beim Betrachten des CD-Covers ein, vermittelt über «Eyes Wide Shut», Stanley Kubricks filmischen Schwanengesang auf Schnitzlers Spuren. Denn es zeigt Karine Deshayes und Jérôme Correas mit geschlossenen Augen, als träumten sie Mozarts...
Die gute Nachricht zuerst: Jochanaan darf seinen klugen Kopf behalten. Der Henker verschont ihn, vermutlich weil er im Urlaub ist, und die königliche Familie scheitert bei dem ohnehin auch nur halbherzigen Versuch, den Propheten zu enthaupten. Salome scheint ein gewisses Mitgefühl für den religiösen Mann zu haben, der ihr trotz mehrmaliger Bitten den Wunsch...
Zum Ziele führt dich diese Bahn – nur wo geht es lang? Über ein großes Buch gebeugt, streiten die Knaben der Weisheit über den richtigen Weg. Wo der sich befindet, scheint in Pamela Recinellas Inszenierung der «Zauberflöte» niemand so recht zu wissen. Schon gar nicht die «Eingeweihten» in Sarastros Reich, die, ein Buch in der Hand, taumelnd ihre Kreise drehen wie...