Purpurschimmer der Romantik
Kein anderer Schriftsteller ist auf der Opernbühne so präsent wie E.T.A. Hoffmann, aber nicht mit einem eigenen Werk, sondern als Titelheld von Jacques Offenbachs doppelbödiger Opéra fantastique «Les Contes d’Hoffmann», die zu den populärsten Stücken des Musiktheaters gehört.
Den wenigsten Zuschauern dieser genial doppelbödig zwischen Fantasie und Realität angesiedelten Oper dürfte bewusst sein, dass die Bühnenfigur Hoffmann auch im bürgerlichen Leben die Identitäten wechselte, also nicht nur Künstler, sondern als angesehener, hoher Jurist zugleich preußischer Beamter, als Künstler nicht nur erfolgreicher Schriftsteller, sondern zugleich professioneller Komponist war. Doch selbst wer das weiß, wird nie eine seiner Opern, gar sein musikalisches Hauptwerk «Undine», auf dem Theater gesehen haben, weil niemand sie aufführt. Dabei hat Hoffmann um die Tonkunst länger gerungen als um die Literatur, ein bedeutendes musikalisches Œuvre hinterlassen und gilt doch im allgemeinen Bewusstsein als komponierender «Dilettant». Selbst Rüdiger Safranski zieht in seiner Hoffmann-Biografie ein durchwachsenes Fazit: «Als Komponist wird er nicht erreichen, was ihm vorschwebt, und zwar deshalb nicht, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Zum 200. Todestag von E.T.A. Hoffmann, Seite 88
von Uwe Schweikert
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Der Beginn war wenig ermutigend. Die 1870 vollendete, heroische Oper «Alfred» erlebte ihre Uraufführung 1938 in Prag und wurde dann erst wieder 2014, und auch nur konzertant, gegeben. Dabei ist Theodor Körners deutsches Libretto so übel nicht, schon Flotow und Raff hatten es vertont. Auch an melodischer Erfindungsgabe, packenden Szenen und origineller...