Auf Probe

Purcell: The Fairy Queen
Wien | Theater an der Wien

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Dropout. In der Werbung einer Firma für «Outdoor Gear» hört es sich so an: «Macht erst mal ohne mich weiter. Ich bin raus». Bei Purcell, zu Beginn der Masque «The Fairy Queen», klingt's poetischer: «Come, come, come, let us leave the Town / And in some lonely place / Where Crouds and Noise were never known / Resolve to spend our days ... ». Man kann dies als abendfüllenden Eskapismus inszenieren, aber auch als Marotte zweier verliebter junger Menschen mit ihrem Traum von einer eigenen Welt – wie Mariame Clément offenbar nun im Theater an der Wien.

Wobei uns ihre szenische Exegese dann doch viel vom Zauber des Stücks schuldig bleibt. Davon gleich.

Zunächst mal wirbeln «Les Talens Lyriques» unter Christophe Rousset die Ouvertüre in den Raum, und es ist, als würde der Dirigent dabei die Luft gelegentlich mit Zeige- und Mittelfinger kerben, wie es Leute tun, die ihre Rede optisch mit Gänsefüßchen versehen wollen. Solche Anführungszeichen bei Purcells subtiler Klang-Rede passen gut zur szenischen Annäherung an diese «Sommernachtstraum»-Überschreibung. Wobei ihre Version eigentlich ein Palimpsest im Palimpsest ist.

Der Abend beginnt mit dem Schlussvorhang und der Premierenfeier einer ...

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Opernwelt März 2017
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Gerhard Persché

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