Provozierendes Psychospiel
Angewidert lässt sie sich den Schmuck vom Vater umhängen. Senta und Daland hegen eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung. Er, der plakativ geschäftstüchtige Materialist, der sich von Holländers Reichtümern blenden lässt; sie, die pubertierende Träumerin, die ihrer romantisch-blinden Schwärmerei vom Wundermann nachhängt. So einfach, so gut.
In der Fokussierung auf Senta garantiert die Essener Neuinszenierung des «Fliegenden Holländers» ihre wenigen Höhen – und gleichzeitig ihre vielen Schwachpunkte.
Die Anwesenheit einer stummen Doppelgängerin im ersten Akt etwa macht nicht wirklich Sinn. Dass der «Steuermann»-Chor im dritten Akt aus lauter Sentas besteht und diese sich gegenseitig – stellvertretend an einigen Puppen – Körperteile und Gebeine ausreißen, um sie anschließend für wilden Sex zu missbrauchen, war schließlich zu viel für das Premierenpublikum, das, ungeachtet des Fortfließens der Musik, seinem Protest in lauten Buh-Salven Ausdruck verlieh.
Barrie Kosky hat am Aalto-Theater seine erste Regiearbeit vorgelegt und damit eine dürftige Visitenkarte hinterlassen. Er verortet das Werk fernab der norwegischen Küste. Das Bühnenbild von Klaus Grünberg zeigt eine Wand aus Fenstern, ...
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