Primadonnenglück
Auf das Pandemie-Pech mit seiner sieben Monate anhaltenden Pause des Spielbetriebs folgte zur Wiedereröffnung das pure Primadonnenglück: Mit Händels frühem venezianischen Erfolg «Agrippina» wagte die Hamburgische Staatsoper zudem das Fernduell mit dem deutschen Branchenprimus, der Bayerischen Staatsoper in München. Denn von der Isar an die Alster wurde nun die Inszenierung von Barrie Kosky transferiert – mit Koproduktionszwischenstopp an der Royal Opera in Covent Garden, wo die Titelpartie mit uneinholbarer Bad-Girl-Grandezza von Joyce DiDonato gegeben wurde.
In München hingegen hatte die stimmlich reife Britin Alice Coote ein Agrippina-Vollweib verkörpert, das sich nimmt, was und wen sie will – und wäre es der eigene Sohn Nerone. Da passten Cootes angeschärft dramatische Höhen gut zum Charakter der macht- wie sexgeilen Kaiserin. Ausgestochen wurde sie nun freilich von Anna Bonitatibus in Hamburg. Deren substanzreicher Mezzo hat aufregend dunkle Farben in allen Lagen. Die stimmliche Agilität, ihre mit prägnanten Konsonanten ausgelebte italienische Muttersprache, die geflüsterte Hinterlist in den Pianopassagen machten nicht nur die vokalexpressiv gestaltete «Pensieri»-Arie im ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Peter Krause
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