Primadonna des 21. Jahrhunderts?
Wer redet eigentlich von Michael Schade, wenn es um Anna Netrebkos Debüt als Donna Anna in Mozarts «Don Giovanni» bei den Salzburger Festspielen 2002 geht? Ohne die Zärtlichkeit und Intensität, mit der er als Don Ottavio vergebens um seine Braut kämpfte, aber auch ohne Martin Kusejs kühne Deutung von Liebesunfähigkeit und Todessehnsucht, ohne seine Darstellung Donna-Anna-Netrebkos als einer jungen, modernen, in ihren Gefühlen und Ahnungen hin- und hergerissenen Frau, aber auch ohne Nikolaus Harnoncourts intensiv erfüllte, manchmal alptraumhaft langsame Tempi, ohne dieses ideale Um
feld wäre Anna Netrebkos Darstellung der Donna Anna wohl kaum zu einer Sensation geworden. Kein Wunder, dass die junge Russin an die Arbeit intensive Erinnerungen hat: «Bei den Salzburger Festspielen habe ich ‹Don Giovanni› in der Regie von Martin Kusej gesungen. Ein super Regisseur. Er kennt jede Note jeder Rolle», heißt es auf Seite 63 in Gregor Dolaks Netrebko-Biografie, neunzig Seiten später holt die Sopranistin weiter aus: «Wir haben uns gestritten, richtig bekriegt [...], er war richtig gemein zu mir.» Dolak fallen dazu nur Gemeinplätze ein: «In dieser uneingeschränkt modernen Inszenierung kann ...
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