Postmodernes Lehrstück
Wie alle französischen Barockopern ist auch Lullys 1683 uraufgeführter «Phaëton» mit politischen Botschaften beladen, die heute nicht mehr greifen. Regisseur Christopher Alden hat sich überzeugend aus der Affäre gezogen, indem er die Allegorie um den Antihelden Phaëton kurzentschlossen zum postmodernen Lehrstück über die drohende Globalkatastrophe umfunktioniert. Da aber der Sonnenkönig nicht mehr im Auditorium sitzt, bleibt manches dunkel – etwa der Prolog im Götterhimmel, der die Wiederkehr des Goldenen Zeitalters ankündigt.
Bei Alden trifft sich eine von den Göttern Astrée und Saturn angeführte, ständig zum Sektglas greifende Spaßgesellschaft vor den grau gekalkten Mauern eines verfallenen Hinterhofs. Die nächtliche Party, in deren Mittelpunkt Phaëton steht, endet tödlich, als der von seiner ehrgeizigen Mutter Clymène angetriebene, von der Hybris gepackte junge Mann vom Sonnengott verlangt, einmal den Sonnenwagen steuern zu dürfen. Doch der Verblendete kann das Gefährt nicht in der Bahn halten und stürzt zur Erde. Jupiter tötet ihn mit einem Blitz.
Alden erschließt die mit amourösen Intrigen, Schicksalsprophezeiungen und Auseinandersetzungen um die göttliche Abstammung Phaëtons ...
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Opernwelt Februar 2011
Rubrik: Panorama, Seite 44
von
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