Postapokalyptisch
Mit seiner Inszenierung von Wagners «Parsifal» – einer der tiefsinnigsten und bildmächtigsten Regiearbeiten während der Intendanz von Peter Gelb – feierte François Girard 2013 einen Triumph an der Met. Enttäuschend fiel dagegen sieben Jahre später seine Lesart des «Fliegenden Holländers» aus, mit einer ineffektiven Personenführung und überflüssigen Videoeffekten. Der neue, in einer «diffusen Zukunft» (Girard) angelegte «Lohengrin» befindet sich irgendwo in der Mitte. Musikalisch hingegen überzeugt Yannick Nézet-Séguins Deutung auf ganzer Linie.
Ein klarer szenischer Verweis auf die Vorgängerstücke ist das Kostüm des Titelhelden. Lohengrin trägt – wie seinerzeit Parsifal und die Gralsritter – schwarze Hosen und ein weißes Button-Down-Hemd. Die Bühne von Tim Yip ist von unerbittlicher Hässlichkeit: kein Fluss, keine Kirche ist da zu sehen, nicht einmal ein Hochzeitsbett, nur die Projektion von Schwanenflügeln. Anscheinend sind wir in eine postapokalyptische Zeit hineingeraten, in der die (merkwürdig genug, mittelalterlich gewandeten) Menschen in irgendwelchen Kratern in der Nähe eines Industriegebäudes leben – über sich zahllose, hin- und hersausende (Video-)Sterne und andere ...
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Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 45
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