Piff, paff, pöffchen
Don Pasquale ist Witwer. Frau und Kind sind früh verstorben, sie werden vom rührselig geigenden Kunstsammler schon in der Ouvertüre betrauert. Auch seiner gigantischen Sammlung aus Büchern, Korallen und von der Decke herabhängenden Fabeltieren und Missgeburten hat er sich mit einer barocken Halskrause historisch angeglichen: ein melancholisch-schönes Bild des Alters, aber leider ein ebenso schiefes. Denn die den Sammler beherrschende (Sammel-)Leidenschaft ist eher eine Junggesellenfantasie: So einer hat keine Familie – und vor allem keine Zeit für sie.
Pasquales Neffe Ernesto ist ihm auffällig verwandt: ein sich mit seinem Campingzelt inmitten der Antiquitäten als Schmarotzer und Parasit einquartierender Öko-Softie im Schlabbershirt. Auch er ein Weltflüchtiger, der sich scheinbar vergeblich in das blaugesträhnte Punkgirl Norina verliebt hat. Die von beiden bewohnte fantastische Wunderkammer im Bühnenbild von Andrea Cozzi ist ein herrlicher Sehnsuchts- und Rückzugsort. Warum die beiden allerdings da hinaus sollen und auch wollen, bleibt ein Rätsel. Aber Doktor Malatesta will sie alle befreien: Pasquale durch die fingierte Heirat mit Norina, die seine im Kloster lebende Schwester ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Bernd Künzig
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Von Rued Langgaard, Dänemarks genialischem Querdenker und -schreiber, gibt es vier oder fünf Werke, die international mehr Beachtung verdient hätten. Seine Oper «Antikrist» gehört nur bedingt dazu. Sie ist eine apokalyptische Rettungsoper, ein Mysterienspiel und folglich kompliziert auf die Bühne zu bringen; das Libretto ergibt keine dramaturgisch sinnvolle...
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Dieser Zynismus ist an so...