Piff, paff, pöffchen

Donizetti: Don Pasquale
KARLSRUHE | BADISCHES STAATSTHEATER

Don Pasquale ist Witwer. Frau und Kind sind früh verstorben, sie werden vom rührselig geigenden Kunstsammler schon in der Ouvertüre betrauert. Auch seiner gigantischen Sammlung aus Büchern, Korallen und von der Decke herabhängenden Fabeltieren und Missgeburten hat er sich mit einer barocken Halskrause historisch angeglichen: ein melancholisch-schönes Bild des Alters, aber leider ein ebenso schiefes. Denn die den Sammler beherrschende (Sammel-)Leidenschaft ist eher eine Junggesellenfantasie: So einer hat keine Familie – und vor allem keine Zeit für sie.

Pasquales Neffe Ernesto ist ihm auffällig verwandt: ein sich mit seinem Campingzelt inmitten der Antiquitäten als Schmarotzer und Parasit einquartierender Öko-Softie im Schlabbershirt. Auch er ein Weltflüchtiger, der sich scheinbar vergeblich in das blaugesträhnte Punkgirl Norina verliebt hat. Die von beiden bewohnte fantastische Wunderkammer im Bühnenbild von Andrea Cozzi ist ein herrlicher Sehnsuchts- und Rückzugsort. Warum die beiden allerdings da hinaus sollen und  auch wollen, bleibt ein Rätsel. Aber Doktor Malatesta will sie alle befreien: Pasquale durch die fingierte Heirat mit Norina, die seine im Kloster lebende Schwester ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Bernd Künzig

Weitere Beiträge
Sophias Welt

Jede Aufführung von Donizettis «Lucia di Lammermoor» steht (oder fällt) mit der Besetzung der Titelrolle. Mit ihrer vokalen Pyrotechnik und exaltierten Gefühlsdialektik, die psychische Extremzustände wie mit dem Zoom zeigt, gehört die Partie zu den größten Herausforderungen im Reich des Gesangs. In Osnabrück überwältigt die junge Sopranistin Sophia Theodorides mit...

Kapitulation im Kostüm

Von Rued Langgaard, Dänemarks genialischem Querdenker und -schreiber, gibt es vier oder fünf Werke, die international mehr Beachtung verdient hätten. Seine Oper «Antikrist» gehört nur bedingt dazu. Sie ist eine apokalyptische Rettungsoper, ein Mysterienspiel und folglich kompliziert auf die Bühne zu bringen; das Libretto ergibt keine dramaturgisch sinnvolle...

Akute Schönheit

Opernkritiker zu sein, das bedeutet manches Mal, mit dem eigenen Zynismus klarkommen zu müssen; mindestens aber mit dem Zynismus, der irgendwie in der Luft liegt, wohnt man einer Premiere an einem «großen» Hause bei. Diese Mischung aus Voreingenommenheit, Müdigkeit und vorauseilender Schadenfreude – wir kennen sie alle. Seien wir ehrlich.

Dieser Zynismus ist an so...