Operette, tödlich
Carmen» zum Einstand? Warum nicht, sagte sich Dan Ettinger und feierte als neuer GMD des Nationaltheaters Mannheim sogleich einen Triumph. Mit dem gebürtigen Israeli, der nach Kapellmeisterjahren an der Berliner Staatsoper im Begriff ist, zu einer Weltkarriere durchzustarten, haben die Mannheimer einen Glücksgriff getan. Schon lange hat das Orchester des Nationaltheaters nicht mehr so geschliffen und präzise, so entspannt und zugleich enthusiasmiert musiziert #wie an diesem Abend. Gleich das Vorspiel zum ersten Akt ließ ahnen, wohin die Reise geht.
Ettinger hat die versatzstückhaft montierten Teile – das bunte Treiben des eröffnenden allegro giocoso, Escamillos Torero-Lied und das Unheil ankündende Schicksalsmotiv – gestisch scharf voneinander abgehoben und doch zu einem theatralischen Ganzen zusammengeschmolzen. Schon hier waren die charakteristischen Merkmale hörbar, mit denen Bizets Partitur dem damals in ganz Europa dominierenden Wagnerismus den Kampf ansagte: durch Lockerheit, rhythmische Prägnanz und – in dem in Celli und Trompeten mit drohender Gebärde zu einem Klang, einem Ton amalgamierten Schicksalsmotiv – eine gnadenlose Realistik.
Ettinger ist ein genuiner Theatermusiker ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Mr. Finley, Sie singen Schumanns «Dichterliebe» nicht als heißblütige Liebeserfahrung, sondern aus der Rückschau aus der Rückschau eines gereiften Mannes. Empfinden Sie auch bei Ihren Opernrollen einen grundsätzlichen Wechsel der Perspektive?
Natürlich, das liegt auch an der Erfahrung mit Regisseuren. Dadurch gewinnt man neue Einsichten darüber, was in einer...
Das mythische Personal der griechischen Antike zählt seit jeher zu den wichtigsten Quellen des Musiktheaters. Das gilt nicht nur für die Barockoper und Schlüsselwerke des Fin de Siècle, sondern auch für zeitgenössische Entwürfe, welche die Konventionen und Rituale des Genres grundlegend in Frage stellen. Dass dabei eher gebrochene, an den Rand gedrängte Figuren ins...
Natürlich traut sich niemand, die entscheidende Frage zu beantworten: Ist das die Zukunft der Oper? La Fura dels Baus hat Wagners «Ring» in Valencia nicht nur mit allen Schikanen modernster Technik auf die Bühne gebracht, sondern auch aus einer Ästhetik heraus geformt, die heutiger nicht sein kann (siehe OW 6/2007, 8/2008, 8/2009). Die «visuellen Codes der...