Oper mit Barbies

Die estnisch-amerikanische Performerin SIRJE ALEKSANDRA VIISE studierte in Indiana, Boston und New York, beschäftigte sich mit erweiterten Gesangstechniken, zeitgenössisch-experimentellen Projekten, Skulptur sowie in letzter Zeit verstärkt mit Ölmalerei. Ihre Arbeiten verstören und belustigen zugleich: gruselige Mini-Settings, Marathon-Opern ... Was steckt dahinter?

Opernwelt - Logo

Frau Viise, wir haben Sie erstmals 2019 bei «BAM!», dem Berliner Festival für aktuelles Musiktheater in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz erlebt. Dort brachten Sie auf einer kleinen Bühne gerade stöhnend eine Plastikpuppe auf die Welt. Was war das für ein Projekt? 
Das war ein Teil der 14-stündigen Version von «DOLLS», die am Kopenhagener Teater FÅR302 als ein 24-teiliger Adventskalender zu sehen war. Daraus habe ich auch eine 10-tägige Version für das «O. Festival for Opera» in Rotterdam gemacht.

Ist das Ganze eine Satire? 
Ja, es ist ein satirisch-trashiger Sozialkommentar und zugleich eine teils improvisierte Performance als eine Reaktion darauf, wie die Welt des Musiktheaters mein Leben und das von vielen Freundinnen und Freunden durchkreuzt und beeinflusst hat. Es geht dabei auch um die soziale Relevanz und die Verhaltensschemata im Zusammenhang mit Musiktheater, um die sozialen Hierarchien auf und hinter der Bühne. 

Wie funktioniert das angesichts von «DOLLS»? 
Ich widme mich darin jeden Abend mittels Barbiepuppen einer anderen Oper. Dabei performe ich live, im dialogischen Zusammenspiel mit vorher produzierten Einspielungen meiner eigenen Stimme, außerdem bringe ich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2022
Rubrik: A propos, Seite 87
von Arno Lücker

Weitere Beiträge
VON EWIGER LIEBE

Dass Johannes Brahms’ Musik lange auch mit den Worten «grüblerisch, kühl, klangarm und voll allzu bedrückender Schwermut» charakterisiert wurde (so eine Wiener Rundfunkzeitung zu seinem 100. Geburtstag), ist vermutlich auch auf ein Urteil Friedrich Nietzsches zurückzuführen. In einer seiner bekannt bissigen Invektiven bezichtigte Nietzsche den Komponisten der...

STRENG UND OHNE DROGEN

Irgendetwas stimmt hier nicht: Wir sind in einer grauen, grindigen Halle. Auf (Roll-)Stühlen und in alten Fauteuils: zu Skulpturen erstarrte, mit Tüchern verhüllte Figuren. Aber seitab, da sitzt, wie ein irritierender Farbfleck, eine strickende Maid mit blondem, geflochtenem Haarkranz und in blauem Dirndl (Kostüme: Angelika Rieck). Es ist Herzeleide, die gar nicht...

BIN ICH’S?

Selbsterkenntnis kann einem auch am Schalter in der Frankfurter Bahnhofshalle drohen. Wenn zum Beispiel die Dame den Ticketkäufer freundlich darauf hinweist, ab 60 sei die Bahncard doch billiger. Allein, Christian Gerhaher, am Morgen nach einem «Don Giovanni» unterwegs, war da gerade mal 44. Sicher unausgeschlafen, ein wenig zerzaust, vielleicht sogar mürrisch. Die...