Olympische Mission
Der Kreis schließt sich. Was bislang an der logistischen Herausforderung, an den Probenbedingungen und am Geld scheiterte, soll im August auf einem stillgelegten Industriegelände in Birmingham endlich Wirklichkeit werden: die erste komplette Aufführung des «Mittwoch» aus Karlheinz Stockhausens siebenteiligem «Licht»-Zyklus. Mit der Vorbereitung des gigantischen Projekts, das zwei große Hallen und Landeplätze für vier Hubschrauber erfordert, wurde die Birmingham Opera Company (BOC) beauftragt.
Zunächst als Touring Opera gegründet, die in urbane Notstandsgebiete und theaterlose Provinz reiste, macht die Truppe seit nunmehr 25 Jahren Musiktheater jenseits tradierter Produktionsformen und Spielstätten. Unter Leitung des Regisseurs Graham Vick hat die BOC etwa Bergs «Wozzeck» in einem heruntergekommenen Lagerhaus, «Fidelio» in einem Zirkuszelt und «La Traviata» in einer Arena-Fassung gestemmt, an der neben 300 Laiendarstellern das Symphony Orchestra aus Birmingham (CBSO) mitwirkte. Vick wird auch Regie führen, wenn am 14. Juli in den Argyle Works, einer ehemaligen Chemiefabrik, die Endproben für die letzte noch ausstehende szenische Aufführung aus Stockhausens opus summum beginnen. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Albrecht Thiemann
Es muss ein beschauliches Städtchen sein: Loudun, 7000 Einwohner, im Département Vienne südwestlich von Paris. Doch 1634 ereignete sich hier Grauenhaftes: Der charismatische Pfarrer des Ortes, Pater Grandier, wird der Hexerei für schuldig befunden, entsetzlich verstümmelt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Auslöser der Ereignisse, die Historiker heute als...
Frau zwischen zwei Männern – wie viele französische Filme variieren dieses Stereotyp? In der Oper des 19. Jahrhunderts stand dem offenen Umgang mit solchen Dreiecksbeziehungen freilich die sittenstrenge Zensur im Weg – zumal in Italien, aber auch in Paris. So ist es ein Glücksfall, dass nach der Revolution von 1848 die Theaterzensur kurzzeitig aufgehoben war und...
Zeitgenössische Opern sollten nach ihrer Uraufführung eine zweite Chance erhalten. Von dieser kulturpolitisch sinnvollen Forderung profitieren leider selten die sperrigen Werke (es sei denn, sie genießen den Kultstatus von Helmut Lachenmanns «Mädchen mit den Schwefelhölzern»), sondern meist Opern, die an das Repertoire, die Tradition, das klassische Gesangsideal...