Ohne Rast, ohne Ruh
Der Eiserne bleibt unten, präsentiert stoisch, unantastbar seine antikisierenden Schmuckmotive. Was braucht es auch Bilder, wenn Roland Kluttig die Ouvertüre zum «Fliegenden Holländer» dirigiert? Ein ganzer Ozean tobt ohnehin in der Fantasie, in immer neuen Wellen lässt Kluttig ihn anrollen, voll Wut und Wucht. Denen sich, unendlich langsam ausgekostet, zunächst, nur das «Erlösungsmotiv» entgegenstellt, um sich schließlich – man spielt die Fassung letzter Hand – durchzusetzen, als sei mit dieser Ouvertüre vom Orchester schon alles Nötige gesagt.
Alles jedenfalls, was Richard Wagner, sich mit diesem Werk selbst findend, danach lebenslang immer wieder sagen sollte, wollte: dass schicksalhafte Verkettung nur durchbrochen werden kann von einer Liebe, die selbst Schicksal ist, oft auch das der sich opfernden Frau.
«Eine unglaubliche Werktreue» hatte Regisseurin Sandra Leupold gegenüber dem «ORF» im Vorfeld der Premiere angekündigt. «Wir haben historische Kostüme, und wir zitieren das Originalbühnenbild der Fassung, die wir spielen.» Wie ironisch oder unironisch auch immer sie das meint: Der Abend sieht tatsächlich aus wie eine Produktion aus Vorregietheaterzeiten, der aber irgendwie ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Michael Stallknecht und Bernd Künzig
Oper light war gestern: Bei der Premiere von Gounods «Roméo et Juliette» wurde in Kaiserlautern wieder aus dem Vollen geschöpft: Rosarote Flamingos, glitzernde Kugelfische, Hummer, Libellen, schillernde Pfauen und anderes Getier rotierten in wildem Farbwirbel über die Bühne. Nach den vielen abgespeckten Kammerfassungen, die in den vergangenen zwei Jahren...
Mit seinen mehr als 400 Liedern gehört der Schweizer Othmar Schoeck zu den produktivsten musikalischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Im Konzert begegnet man den originellen, stilistisch zwischen Spätromantik und Moderne vermittelnden Kompositionen höchst selten. Selbst eine 2017 erschienene Gesamtedition seines Liedœuvres auf zwölf CDs hat nichts daran geändert....
Herr Rustioni, Sie haben an der Oper Lyon eine neue Position. Was unterscheidet einen Musikdirektor vom Chefdirigenten?
Das bedeutet mehr Verantwortung. Nun entscheide ich zum Beispiel auch mit bei der Einladung von Gastdirigenten. Der neue Intendant Richard Brunel, Operndirektor Jochen Breiholz und ich kümmern uns um die großen Linien für die Spielzeiten. Es gibt...