Ohne Rast, ohne Ruh

Musikalisch überzeugt Wagners «Fliegender Holländer» sowohl in Graz als auch in Mannheim, szenisch bleiben Wünsche offen

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Der Eiserne bleibt unten, präsentiert stoisch, unantastbar seine antikisierenden Schmuckmotive. Was braucht es auch Bilder, wenn Roland Kluttig die Ouvertüre zum «Fliegenden Holländer» dirigiert? Ein ganzer Ozean tobt ohnehin in der Fantasie, in immer neuen Wellen lässt Kluttig ihn anrollen, voll Wut und Wucht. Denen sich, unendlich langsam ausgekostet, zunächst, nur das «Erlösungsmotiv» entgegenstellt, um sich schließlich – man spielt die Fassung letzter Hand – durchzusetzen, als sei mit dieser Ouvertüre vom Orchester schon alles Nötige gesagt.

Alles jedenfalls, was Richard Wagner, sich mit diesem Werk selbst findend, danach lebenslang immer wieder sagen sollte, wollte: dass schicksalhafte Verkettung nur durchbrochen werden kann von einer Liebe, die selbst Schicksal ist, oft auch das der sich opfernden Frau. 

«Eine unglaubliche Werktreue» hatte Regisseurin Sandra Leupold gegenüber dem «ORF» im Vorfeld der Premiere angekündigt. «Wir haben historische Kostüme, und wir zitieren das Originalbühnenbild der Fassung, die wir spielen.» Wie ironisch oder unironisch auch immer sie das meint: Der Abend sieht tatsächlich aus wie eine Produktion aus Vorregietheaterzeiten, der aber irgendwie ...

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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Michael Stallknecht und Bernd Künzig

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