Nur für Eingeweihte
Siegfried Wagner ist ein Unikat in der Musikgeschichte: So selten seine Opern gespielt werden, so häufig sind die wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit seinem Werk. Jetzt liegt eine Dissertation von Daniela Klotz, die zur Promotion an der Universität Salzburg führte, in Buchform vor. Die Autorin untersucht das Vexierspiel, das der Sohn Siegfried mit den Musikdramen seines Vaters Richard treibt. Dabei werden aber ausschließlich die Opernlibretti untersucht, die Musik bleibt weitgehend ausgespart.
Ausgehend von einem Aufsatz Dorothea Renckhoffs begreift Klotz das Werk Siegfried Wagners aus seiner Begegnung mit Oscar Wilde (und speziell mit dessen Märchen «The Fisherman and his Soul»), dessen Ironie ihm ein Paralleluniversum der Intertextualität erschließt (die nach Gérard Genette als «effektive Präsenz eines Textes in einem anderen Text» definiert wird). Ein Komponistenleben lang hat sich Siegfried am Werk seines Vaters abgearbeitet, allerdings nicht imitierend, sondern mit den Mitteln der Parodie, wie die Autorin zu beweisen versucht. Der erste Teil ihrer Untersuchung ist deshalb der Bestimmung dieses polyvalenten Begriffs gewidmet, der Komik und Humor nicht zwangsläufig ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Ekkehard Pluta
Am Rande des Nervenzusammenbruchs und einen Schritt darüber hinaus – so wohl ließe sich die emotionale Ausgangslage in Cordula Däupers Inszenierung von Mozarts «La finta giardiniera» am besten charakterisieren. Den Auftakt bildet ein Treppensturz: Mit Karacho lässt die Regisseurin ihre Titelheldin aus der Vorgeschichte der Oper direkt im ersten Akt aufprallen. Bei...
Die größten Tyrannen finden wir bei William Shakespeare. Leontes, von Eifersucht zerfressen, Richard III., der Fieseste von allen, ferner einige der Heinrichs, Claudius, Julius Caesar, Titus Andronicus. Sie alle zeichnet ein untrüglicher Hang zum Sadismus aus, der unbeugsame Wille zur uneingeschränkten Ausübung ihrer Macht, und sei es gegen jede humane Vernunft und...
Nachgerade undenkbar wäre die französische Barockszene ohne die vielen freien Ensembles, die sich oft um einen Dirigenten scharen, der als starke Gründerfigur fungiert. Als jüngster Zuwachs in der Reihe darf der 1996 geborene Valentin Tournet gelten, der 2017 mit «La Chapelle Harmonique» sein eigenes Orchester und seinen eigenen Chor gegründet hat. Im Alter von...
