Nun ja
Die Frage ist exakt so alt wie die Geschichte der Musik selbst: Soll, darf, kann oder muss man sogar originale Kompositionen bearbeiten, arrangieren, umschreiben, um ihnen andere, neue Facetten hinzuzufügen? Gewinnt ein Klavierstück dadurch, dass man es in eine Fassung für Orchester gießt? Sind die Klangfarben womöglich reicher, wenn man ein Klavierquartett zur instrumentalen Großveranstaltung umwidmet? Und: Darf ein Lied ein Lied bleiben, oder ist es statthaft, wenn nicht hilfreich, es für ein größeres Ensemble zu setzen? Zumal dann, wenn es vom besten Liedkomponisten aller Zeiten,
von Franz Schubert stammt?
Man ist geneigt, die letzten beiden Fragen mit einem klaren «Nein» zu beantworten, gab es doch bislang, was die Schubert-«Umschreibung» angeht, nur wenige gelungene Versuche. Weder Berlioz noch Brahms und Reger waren in der Lage, der sublim-individuellen Klanglichkeit der Lieder etwas hinzuzufügen, das die Welt zwingend brauchte; lediglich die Bearbeitungen von Liszt und Webern vermochten die Immanenz dieser Lieder ein Stück weit zu transzendieren. Zu autark, zu autonom sind diese Stücke, um daran schrauben zu können, im Grunde unantastbar in ihrer Semantik.
Alexander ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 22
von Jürgen Otten
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