Noch nicht genug!
Aufführung ohne Interpretation, geht das? Immer und immer wieder ist es behauptet worden – von Igor Strawinsky, der seine Musik lieber dem mechanischen Musikinstrument Pleyela überantwortete als den Interpreten seiner Zeit, und ebenfalls von einem unverdächtigen Dirigenten wie Günter Wand, der für sich in Anspruch nahm, in seinem Tun ausschließlich auf den Notentext zu reagieren. Nun hat auch Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich, diese Fährte aufgenommen.
Seine Inszenierung von Richard Wagners «Ring des Nibelungen», die mit «Rheingold» eröffnet wurde und im Lauf der beiden kommenden Spielzeiten vollendet werden soll, möchte nicht eine Deutung der von Wagner erdachten Vorgänge zeigen, sondern die Vorgänge selbst. Der Regisseur mithin nicht als Interpret, sondern als Spielleiter, der szenisch lebendig werden lässt, was Wagner zu Papier gebracht hat. Zurück zum Text selbst, zu den Ursprüngen, so lautet Homokis Maxime – eine Haltung, die sich nicht zuletzt an der Tatsache orientiert, dass Wagners «Ring» zu großen Teilen in Zürich entstanden ist.
Wenn sich nach den ersten, noch im Dunkel erklingenden Takten des Vorspiels die Szene erhellt, wird eine Drehbühne sichtbar: der ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Peter Hagmann
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