Niemals geht man so trans
Unkaputtbar ist dieses Stück! Ein homosexuelles Paar betreibt einen Nachtclub in Saint-Tropez. Albin, Georges’ langjähriger Lebensgefährte, tritt im «La Cage aux Folles» als kultige Dragqueen «Zaza» auf. Aus einer früheren (heterosexuellen) Affäre seines Partners entstammt ein – vom schwulen Pärchen in Liebe aufgezogener – Sohn, der jetzt auf der Matte steht und den verdatterten Pflegeeltern seine Heiratspläne mit einer Frau kundtut. Deren Vater ist jedoch ein konservativer Politiker und tritt für die traditionellen «Werte» einer Verbindung von Mann und Frau ein.
Eine Familienzusammenführung im Beisein von Albin ist demnach undenkbar, weshalb Georges’ Sohn diesen auffordert, temporär unterzutauchen. Albin ist verletzt, will nicht bei den Feiereien fehlen und schon gar nicht sein wahres Ich verleugnen. Drum singt er zunächst «I Am What I Am», jenen Song, der zur Hymne all derer wurde, die wissen, wie es ist/war, für die Anerkennung der eigenen Identität kämpfen zu müssen.
Barrie Kosky vertraut an der Komischen Oper Berlin vor allem auf Stefan Kurt, der uns als singender Schauspieler zu Tränen rührt (die Rolle hat er 2018 schon in Basel performt). Schmeißt Kurt als Zaza die Perücke ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Arno Lücker
Vor Filmaufnahmen von rauschenden Wellen steht ein Betonklotz mit Kanone, darauf ein achtköpfiges Instrumentalensemble mit Sonnenbrille und Pilzkopf. Schließlich hebt sich die Leinwand und enthüllt eine mit Schaumstoff isolierte Sprecherkabine inklusive Mikrofon, darüber blinken in leuchtenden Lettern die Worte «on air». Diese kuriose Bühnenbildanordnung beruht auf...
Wäre nicht «Isolde und Tristan» der ehrlichere Titel, «Die Kameliendame» womöglich besser als «La traviata», «Die Marschallin» passender als «Der Rosenkavalier»? Darüber ließe sich streiten. Ziemlich unstrittig dürfte hingegen sein, dass der Name «Vanessa» zwar weit mehr Sexappeal als das biedere «Erika» hat, mit Blick auf die Charaktere und die Handlung von Samuel...
In Marco Štormans Stuttgarter Inszenierung von Wagners «Götterdämmerung» ist die Apokalypse bereits vorüber, wenn sich der Vorhang hebt. Die verdorrte, von Wotan selbst abgeholzte Weltesche schwebt wie ein Menetekel als Strandgut vom Schnürboden herab. Wenn sie am Ende wiederkehrt, begräbt sie den im Rheinrinnsal gierig nach dem Ring fischenden Hagen und erschlägt...