Nicht Zauberoper, nicht Historiendrama
Stephan Braunfels ist von Haus aus Architekt, aus Leidenschaft Opernfan und von daher in Ausnahmefällen auch als Bühnenbildner aktiv. Sein Standpunkt: Nikolaus Lehnhoff ist unter allen lebenden Regisseuren der am klarsten Strukturierte. Einer, bei dem alles auf den Punkt gebracht wird und jede Bewegung logisch ist. Einer, der nichts dem Zufall überlässt oder einer Mode hinterherläuft.
Lehnhoff wiederum gibt das Kompliment zurück: Ihn interessiere am «Lohengrin» weniger die romantische Zauberoper als vielmehr das moderne Psychodrama, und um das umsetzen zu können, brauche er nun mal eine gute Architektur. Die hat ihm Braunfels geliefert für eine Inszenierung, die im vergangenen Juni in Baden-Baden Premiere hatte und als Koproduktion auch an der Mailänder Scala und der Opéra in Lyon gezeigt wurde. Der Mitschnitt dieser Aufführung liegt nun, mitsamt eines 68-minütigen Dokumentationsfilmes von Reiner E. Moritz, auf drei DVDs vor. Dieser Film ist mehr als nur ein Anhängsel, er ist Information und Versinnlichung, Ergänzung und Kommentar zum Bühnengeschehen. Der Zuschauer erfährt beispielsweise von Bettina Walter, der Kostümbildnerin, dass Lohengrins silberner Anzug Zeichen einer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Da setzen zwei fränkische Theater fast zeitgleich Webers «Freischütz» auf den Spielplan, und beide Male fällt krankheitshalber der dafür engagierte Regisseur aus. Während in Würzburg als Einspringer Raik Knorscheidt mehr Zeit und zündende Einfälle hatte, um dem Konzept von Roland Velte (das dieser bereits 1994 in Halle realisiert hatte) den eigenen Stempel...
Das Ende ist Stille. Nur von einem ätherischen Geigenschimmer getragen entschwebt die Seele der getauften Muslimin Clorinda in Claudio Monteverdis «Combattimento» gen Himmel. Die Musik löst sich in nichts auf, gesteht ein, dass ihre Mittel hier am Ende sind, dass alle tönende Pracht der voraufgegangenen «Marienvesper» nicht über die Endlichkeit des Daseins...
Im Wiesbadener Publikum fährt der Adrenalinspiegel hoch: Mit großem Gepolter kracht ein Obelisk durch die Pyramidenwände der Bühne. Nieder mit Ägypten: Das Heer des Julius Cäsar seilt sich schwindelfrei vom Bühnenturm ab. Große Geschütze also für die populärste aller Händel-Opern? Zum Glück nicht. Der eröffnende Donnerschlag war schon der gröbste. Der Rest ist,...