Neuer Wind in Windy City
Die nordamerikanische Metropole am südlichen Zipfel des Lake Michigan empfängt uns mit einem schwindelerregenden Temperatursturz: Eben noch zeigte die Wetter-App über 20 Grad an, doch innerhalb weniger Stunden fällt das Thermometer auf den Nullpunkt. Im «Blue Line»-Zug vom Flughafen nach Downtown scheint niemand überrascht, die «windy city» ist vertraut mit extremen Wetterkapriolen.
Die drittgrößte Stadt der USA ist berühmt für ihre atemberaubende Architektur-Moderne, Frank Lloyd Wright und Louis Sullivan prägten die Skyline, und Mies van der Rohe entwickelte seit seiner Immigration 1937 mit dem «New Bauhaus» hier seine bahnbrechenden Ideen weiter. Die Lyric Opera of Chicago residiert in einem 45-stöckigen Hochhaus von 1929, der imposante Art-déco-Saal fasst nicht weniger als 3500 Plätze.
Im Foyer überrascht vor der Vorstellung von «Don Carlos» ein äußerst diverses Publikum. Es mischen sich Jung und Alt, urban und ländlich, schrill gekleidete Fashion Victims treffen auf knorrige Siedler-Typen, festliche Pailletten-Outfits begegnen lässigen Hoodies. Der Hang zu exzessiver Klimatisierung trotzt selbst den strengen Außentemperaturen, dennoch ist man gut beraten, den Mantel oder ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Reportage, Seite 62
von Regine Müller
Die Frage ist exakt so alt wie die Geschichte der Musik selbst: Soll, darf, kann oder muss man sogar originale Kompositionen bearbeiten, arrangieren, umschreiben, um ihnen andere, neue Facetten hinzuzufügen? Gewinnt ein Klavierstück dadurch, dass man es in eine Fassung für Orchester gießt? Sind die Klangfarben womöglich reicher, wenn man ein Klavierquartett zur...
Den Namen Charles Tournemire (1870–1939) noch nie gehört zu haben, ist keine Schande. Der langjährige Pariser Organist, Schüler des berühmten Charles-Marie Widor, ist einzig in Orgelkreisen durch die Werke für sein eigenes Instrument bekannt. Seine acht Symphonien werden so gut wie nie gespielt. Drei seiner vier Opern blieben bis heute unaufgeführt, darunter neben...
Zum Entrée erklingt wildes Gehämmer. Als sich der Vorhang öffnet, ist der Bühnenaufbau noch voll im Gange: Kulissen werden gerückt, eine Wand droht umzufallen. Doch bereits die unfertige Bühne zeigt, wohin die Reise geht: roter Plüsch, soweit das Auge reicht, Samttapeten, Kristallleuchter, Federdiademe. Regisseur François de Carpentries und sein Bühnenbildner...