Neuer Wind in Windy City
Die nordamerikanische Metropole am südlichen Zipfel des Lake Michigan empfängt uns mit einem schwindelerregenden Temperatursturz: Eben noch zeigte die Wetter-App über 20 Grad an, doch innerhalb weniger Stunden fällt das Thermometer auf den Nullpunkt. Im «Blue Line»-Zug vom Flughafen nach Downtown scheint niemand überrascht, die «windy city» ist vertraut mit extremen Wetterkapriolen.
Die drittgrößte Stadt der USA ist berühmt für ihre atemberaubende Architektur-Moderne, Frank Lloyd Wright und Louis Sullivan prägten die Skyline, und Mies van der Rohe entwickelte seit seiner Immigration 1937 mit dem «New Bauhaus» hier seine bahnbrechenden Ideen weiter. Die Lyric Opera of Chicago residiert in einem 45-stöckigen Hochhaus von 1929, der imposante Art-déco-Saal fasst nicht weniger als 3500 Plätze.
Im Foyer überrascht vor der Vorstellung von «Don Carlos» ein äußerst diverses Publikum. Es mischen sich Jung und Alt, urban und ländlich, schrill gekleidete Fashion Victims treffen auf knorrige Siedler-Typen, festliche Pailletten-Outfits begegnen lässigen Hoodies. Der Hang zu exzessiver Klimatisierung trotzt selbst den strengen Außentemperaturen, dennoch ist man gut beraten, den Mantel oder ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Reportage, Seite 62
von Regine Müller
Fangen wir diesmal mit dem Ende an. Puccinis letzte Oper bietet drei finale Lösungen. Die erste ist in der Aufführungsgeschichte des Werkes die meistgewählte, aber beileibe nicht die beste: Franco Alfanos apotheotische, affirmativ-apodiktische Ergänzung suggeriert einen Triumph der Liebe, den der Stoff beim besten Willen nicht hergibt; gleichsam ein lieto fine, das...
Herr Shchetynsky, was ist «ukrainische Musik»?
Man könnte sagen, dass ukrainische Musik eine Art riesiges Auffanglager der Weltkulturen ist. Die heutige ukrainische Musik umfasst alle Genres – Musiktheater, symphonische Werke, aber auch Kammermusik und Solokompositionen. Ich spreche jetzt nur von der zeitgenössischen klassischen Musik. Auf diesem Gebiet arbeite ich...
Dass es in der Oper, dem «Kraftwerk der Gefühle» (Alexander Kluge), immer schon auch um soziale und ökonomische Verhältnisse ging, ist bekannt. Unter den fest im Repertoire verankerten Komponisten hat sich aber wohl keiner so sehr für wirklich prekäre Lebensverhältnisse interessiert wie Giacomo Puccini, auch wenn er sie – wie in «La Bohème» – gelegentlich...