Neuer Versuch
Die letzte erfolgreiche «Aida» an Covent Garden liegt lange zurück. Die Inszenierungen von Jean-Pierre Ponnelle, Elijah Moshinsky und Robert Wilson in den vergangenen 25 Jahren kamen beim Publikum nicht gut an, Ponnelles und Wilsons Produktionen brachten es nicht einmal zu einer Wiederaufnahme.
Nun gelang es David McVicar mit seiner neuen, wenn auch höchst eigenwilligen Lesart (die in der Premiere einige aufgebrachte Buhrufer auf den Plan rief), ein tragfähiges Gerüst zu konstruieren, das der Inszenierung dank eindringlicher Bilder und eines sicheren Gespürs für die Thematik zumindest die Chance auf einen dauerhaften Platz auf dem Spielplan eröffnet.
Die optische Provokation bestand sicherlich im Verzicht auf altägyptische Tableaus. Stattdessen wird der antike Nahe Osten zitiert, ebenso das heutige Afghanistan und der Irak, sogar das Aztekenreich muss herhalten für die Ritualmorde in jener Szene, in der Radames weihevoll zum ägyptischen Heerführer ernannt wird. Dieser völkerkundliche Mix schafft ein abwechslungsreiches und zeitloses Panorama, das sich unschwer mit jedem beliebigen Unterdrückerregime assoziieren lässt, egal ob aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Ein ...
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Paisiellos Ouvertüren sind komponiertes Lachen, seine spritzigen Arietten so einfach und eingängig, dass man die Melodien unwillkürlich mitsummt; seine Ensembles überraschen immer mit irgendeinem spleenigen Einfall, der bis zu dadaistischem Silben- oder Gräuschsalat hochgeschraubt wird, und die Libretti «seines da Ponte» Giuseppe Palomba sind hinreißend skeptische...
Rund zehn Bahnminuten von St. Gallen entfernt liegt das Städtchen Herisau, wo der Dichter Robert Walser seine letzten 23 Jahre in einer Heil- und Pflegeanstalt verbrachte. Dieser regionale Bezug mag das Theater St. Gallen bewogen haben, Benjamin Schweitzers Vertonung des in Walsers Werk zentralen Romans «Jakob von Gunten» auf die Bühne zu bringen. Die Kammeroper...
Peter Eötvös gehört zu der Handvoll lebender Komponisten, die es schaffen, unsere Opernhäuser in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Stücken zu versorgen, die auf breite Zustimmung stoßen und sogar nachgespielt werden. Das funktioniert deshalb so zuverlässig, weil Eötvös weder ein Revoluzzer der Form noch des Klangs ist. Seine Musik ist stets von edelster Delikatesse,...