Mythos modern

Gerhard Rohde über Luigi Cherubinis «Médée» und «La Lumière Antigone» von Pierre Bartholomée in Brüssel

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Die Renaissance von Luigi Cherubinis «Médée» nach dem Zweiten Weltkrieg ist unauflöslich mit dem Namen von Maria Callas verbunden. Sie besaß die für die monströse Partie notwendige ­vokale Strahlkraft, verband den antikischen Gestus mit einem hochexpressiven Ausdruck, wodurch die ferne Figur eine subtile psychologische Durchdringung erfuhr, die sie unserem Empfinden näher rückte. Nach der Callas haben erstaunlich viele Sängerinnen sich der Partie gestellt, am überzeugendsten vielleicht Gwyneth Jones, Anja Silja und Leonie Rysanek, ohne dass sie das Callas-Format je ganz erreichten.

Was der Callas gleichsam nebenbei gelang: die durch nachträgliche Bearbeitungen entstandene klassizistische Fassade des von Cherubini ursprünglich als Opéra Comique angelegten Werkes durch ihren dramatischen Furor förmlich hinwegzufegen.
Das ist heute nicht mehr unbedingt notwendig. Im Vorjahr gab der Dramaturg Heiko Cullmann im Simrock-Musikverlag die Bearbeitung der französischen Erstfassung heraus, die schon in Wien erprobt wurde und alle Elemente der «großen Oper» tilgt. Zum Vorschein kam jetzt in der Brüsseler «Médée»-Aufführung ein aufregendes, psychologisch dicht gezeichnetes modernes ...

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Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Gerhard Rohde

Vergriffen
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