Drei Mal Leben

Jean-Philippe Clarac und Olivier Deloeuil verknüpfen in Brüssel die drei Opern Mozarts und da Pontes zu einem assozia­tiven Beziehungsgeflecht, Antonella Manacorda durchmisst die Klangwelten mit pulsierendem Elan

Als Tatjana Gürbaca vor zweieinhalb Jahren im Theater an der Wien Richard Wagners «Ring» dekonstruierte und die Geschichte aus drei unterschiedlichen Perspektiven vom Ende her in Rückblenden erzählte, konnte sie auf die einende Kraft der Wagner’schen Leitmotive und ein identisches Kern-Personal setzen. Das Ergebnis war verblüffend schlüssig, es bot interessante neue Denkansätze für das Riesen-Opus.

An Brüssels Théâtre La Monnaie hatte man nun etwas Ähnliches im Sinn mit Mozarts drei Da Ponte-Opern, die von jeher ästhetisch als Zyklus verstanden, aber noch nie wirklich aufeinander bezogen, geschweige denn miteinander vermischt wurden. Zuletzt brachten, man schrieb das Mozart-Jahr 2006, Jossi Wieler und Sergio Morabito die Trias in Amsterdam auf die Bühne; die Salzburger Festspiele griffen, ebenfalls zum Jubiläum, mit ihren zyklischen Aufführungen auf bereits vorhandene Inszenierungen zurück.

Die drei zentralen Mozart-Opern reizen natürlich aufgrund ihres so unverblümt zeitgenössischen, von den Umwälzungen auf der Schwelle vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter «sprechenden» Personals seit jeher zu gewissen Spekulationen: Deutet sich nicht im heftig pubertierenden Cherubino schon ...

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Opernwelt April 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Regine Müller

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