Mozart: Die Entführung aus dem Serail
Mit dem Serail als Fluchtort erotischer Fantasien hat Johan Simons nicht viel im Sinn: Von der ganzen Türkenpracht ist in seiner Inszenierung von Mozarts «Entführung» nur eine schäbige Kulisse geblieben – und selbst die kracht am Ende noch zusammen. In einem heruntergekommenen Boulevardtheater lässt der niederländische Schauspielregisseur und künftige Leiter der Münchner Kammerspiele die entführten Bräute Konstanze und Blondchen landen.
Ein Ort, an dem keine Liebesdienste, sondern das Mitspielen in einem läppischen Stück verlangt werden, das auch den intelligenteren Bühnenmuselmanen wie dem Bassa Selim schon längst zum Hals heraushängt. Kein Wunder, dass Konstanze damit liebäugelt, auszusteigen und lieber mit dem Langeweiler Belmonte anzubandeln. Besonders weit führt diese Grundidee von Simons zweiter Opernarbeit leider nicht: erstens, weil auch ohne provokative Kunstpausen und überdrehte Deklamation jeder weiß, dass die Textvorlage der «Entführung» nicht gerade ein Text von Schiller-Format ist, und zweitens, weil das Stück ja ohnehin nicht wegen dieser Verse, sondern wegen der Musik gespielt wird.
Und die wird an der Amsterdamer Oper fatal verkleinert: Der frustrierten ...
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