Mordfantasien
Man liest es und staunt. «Mordgedanken» hat Katharina Ruckgaber ihren kleinen Essay im Booklet überschrieben – und führt im Folgenden tatsächlich aus, wie es ist, wenn man solche Aufwallungen in sich spürt und wenn man, vor allem aus Eifersucht, zur Mörderin werden kann, um eine Rivalin (im wahrsten Sinn) auszustechen. Doch keine Angst, hier wird niemand getötet.
Was die Sopranistin, die seit einiger Zeit Ensemblemitglied am Freiburger Theater ist, sich womöglich in ihren schlimmsten Fantasien vorzustellen bereit ist, erweist sich beim Hören als ein klug-griffiges Konzeptalbum, welches darüber hinaus den veritablen stilistischen Facettenreichtum dieser Sängerin zeigt.
Von Mozart bis Weill, von Liszt bis Georg Kreisler reicht die Palette der Lieder, die Katharina Ruckgaber in Kapiteln geordnet hat. Ein wesentlicher Satz, zauberhaft gesungen und zugleich die Fragilität dieses «Bereiches» benennend, fällt gleich im ersten Lied, «Heiß mich nicht reden» von Hugo Wolf auf Goethes Verse: «Ich möchte dir mein ganzes Innres zeigen, / Aber das Schicksal will es nicht.» Will es aber doch, denn Ruckgaber und ihr famoser Partner Jan Philip Schulze (er gehört gewiss zu den klangsensibelsten ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 23
von Olga Myschkina
Bereits im Vorwort seines berührenden Buches aus dem Jahr 2007 stellt Alexander Kluge klar, dass es ihm bei den 120 «Geschichten vom Kino» um das «Prinzip Kino» gehe, also um den erweiterten Begriff der Kunstgattung. Er halte dieses «Kino», schreibt Kluge, «für unsterblich und für älter als die Filmkunst», weil es auf einem zeitlosen Prinzip beruhe – darauf...
Zum Entrée erklingt wildes Gehämmer. Als sich der Vorhang öffnet, ist der Bühnenaufbau noch voll im Gange: Kulissen werden gerückt, eine Wand droht umzufallen. Doch bereits die unfertige Bühne zeigt, wohin die Reise geht: roter Plüsch, soweit das Auge reicht, Samttapeten, Kristallleuchter, Federdiademe. Regisseur François de Carpentries und sein Bühnenbildner...
Die Geschichte klingt kitschig, ist aber, wie der Sänger glaubhaft versichert, wahr und geht so: Zu seinem sechsten Geburtstag bekam Denys Pivnitskyi das legendäre Drei-Tenöre-Album mit Pavarotti, Domingo und Carreras geschenkt, hörte es ungezählte Male, trällerte bald die Hits mit – und hatte fortan nur noch einen Wunsch: Opernsänger zu werden. «Nicht wir wählen...