Mitherrschen, mitfühlen, mitleiden
Einer der letzten heißen Sommertage in Salzburg. Wir haben uns mit René Pape zum Gespräch auf der Terrasse des Festspiel-Pressezentrums verabredet. Der Blick über die Stadt, auf die Feste Hohensalzberg, den Dom und die anderen Kirchen ist immer wieder überwältigend: Architektur, die von einstiger Macht und Herrlichkeit kündet, die Mozart allerdings auch mit ihren Kehrseiten erfahren hat. Vielleicht ist etwas davon in den Sarastro eingeflossen, hinter dessen Edelmenschentum sich auch der harte Herrscher verbirgt, der gescheiterten Prüflingen mit dem Tod droht.
Avancierte Regisseure, die gern hinter Text und Noten schauen, haben diese zweite Seite des Oberweisen oft recht drastisch sichtbar werden lassen, wie etwa Ruth Berghaus.
René Pape, der während des zurückliegenden Festspielsommers den Sarastro in der «Zauberflöte» gesungen hat, benötigt nicht unbedingt Regisseure, die ihm die entsprechenden körperlichen Verrenkungen und mimisch-gestischen Übersteigerungen einimpften. Papes Darstellungsinstrument ist in erster Linie die Stimme: Sie besitzt die Kraft, die gebändigte sonore Fülle, die Geschmeidigkeit, um den richtigen Herrscherton zu treffen. Mit diesem Sarastro gibt es keine ...
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Opernwelt Jahrbuch 2006
Rubrik: Sängerin und Sänger des Jahres, Seite 8
von Gerhard Rohde
Lassen Sie uns mit einer persönlichen Frage beginnen: Sie sind dreizehn Spielzeiten lang Chef der Bayerischen Staatsoper in München gewesen, Sie sind von Queen Elizabeth II. zum Knight of the British Empire geschlagen worden. Welche Anrede gefällt Ihnen am besten? Herr Staatsintendant? Sir? Mister Jonas?
Das mit dem Staatsintendanten habe ich sofort nach meinem...
Schumann. Er erinnert an Robert Schumann, ein bisschen. Nicht physiognomisch, dafür ist er viel zu schlaksig. Auch ist nicht bekannt, dass Schumann sich der Welt je unrasiert gezeigt hätte. Nein, vor allem das Tempo ist es, das Tempo einer Schumann-Sonate: so rasch wie möglich. Und eben diese Spielanweisung scheint es irgendwo im Hinterkopf dieses erstaunlich...
Titus kehrt zurück. Keine Oper hatte in Mozarts Jubeljahr 2006 einen so rauschhaften Wiederauftritt wie seine letzte: «La clemenza di Tito». An der bislang überschaubaren Diskografie lag’s wohl auch. Seit früheren Aufnahmen wie denen von István Kertész und Colin Davis (und trotz der späteren von Harnoncourt und Gardiner) schien es, als sei das Werk von der...