Mitherrschen, mitfühlen, mitleiden

Der Bassist René Pape im Gespräch mit Gerhard Rohde

Opernwelt - Logo

Einer der letzten heißen Sommertage in Salzburg. Wir haben uns mit René Pape zum Gespräch auf der Terrasse des Festspiel-Pressezentrums verabredet. Der Blick über die Stadt, auf die Feste Hohensalzberg, den Dom und die anderen Kirchen ist immer wieder überwältigend: Architektur, die von einstiger Macht und Herrlichkeit kündet, die Mozart allerdings auch mit ihren Kehrseiten erfahren hat. Vielleicht ist etwas davon in den Sarastro eingeflossen, hinter dessen Edelmenschentum sich auch der harte Herrscher verbirgt, der gescheiterten Prüflingen mit dem Tod droht.

Avancierte Regisseure, die gern hinter Text und Noten schauen, haben diese zweite Seite des Oberweisen oft recht dras­tisch sichtbar werden lassen, wie etwa Ruth Berg­haus.
René Pape, der während des zurückliegenden Festspielsommers den Sarastro in der «Zauberflöte» gesungen hat, benötigt nicht unbedingt Regisseure, die ihm die entsprechenden körperlichen Verrenkungen und mimisch-gestischen Übersteigerungen einimpften. Papes Darstellungsinstrument ist in erster Linie die Stimme: Sie besitzt die Kraft, die gebändigte sonore Fülle, die Geschmeidigkeit, um den richtigen Herrscherton zu treffen. Mit diesem Sarastro gibt es keine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2006
Rubrik: Sängerin und Sänger des Jahres, Seite 8
von Gerhard Rohde

Vergriffen
Weitere Beiträge
Klingendes Spiel

Jeder Komponist wandelt sich während seines Schaffensweges. Trotzdem sind die für das Lebenswerk György Ligetis charakteristischen Änderungen sehr überraschend. Im 20. Jahrhundert kann man sie, wenn überhaupt, nur mit Igor Strawinskys kompositorischer Vielseitigkeit vergleichen. Ligeti geht noch über Strawinsky hinaus: Bei einigen Werken glauben wir ­einen anderen,...

Von der Gegenwart des Werks

Opernwelt Die Erosion des sogenannten Bildungsbürgertums lässt sich leicht mit zwei Zahlen konkretisieren: Im Jahr 1958, ergab eine Studie, waren 58 Prozent der Opernbesucher in Deutschland unter fünfzig. Im Jahr 2005 waren es noch 26 Prozent. Was damit verschwindet, ist zweifellos auch ein Common Sense über das, was kulturell wichtig ist, was man kennen muss. Was...

Und am Ende singt er doch

Der Dialog findet sich bei Peter Handke, in dem Drama «Die Unvernünf­tigen sterben aus», 1973 geschrieben, unverständlicherweise nicht gerade häufig gespielt. Wunderbare Sprache, als Metapher über den Zustand der bürgerlich-kapitalis­tischer Gesellschaft nahezu un­übertroffen. Ein Gespräch zwischen dem zynischen Unternehmer Hermann Quitt und seiner Freundin Paula...