Mit dem Zeigefinger

Hauptsache Spaß: Peter Konwitschny erklärt «Così fan tutte» an der Komischen Oper Berlin

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Die pädagogische Absicht ihrer «Così» haben Mozart und Da Ponte schon im Untertitel vermerkt: Als «Schule der Liebenden» wollten sie ihr Partnertausch-Experiment verstanden wissen, und das darf bis heute jeder Zuschauer getrost auf sich selbst beziehen.

Nur: Worin besteht das Lernziel dieser Unterrichtseinheit? Für Peter Kon­witschny, der sich jetzt erstaunlich spät – mit immerhin sechzig Jahren Lebenserfahrung und nach einem Vierteljahrhundert Opernregie – mit der «Così» auseinander setzt, ist die Sache klar: «Liebt euch alle!», lautet die Botschaft, die er ans Ende der Geschichte setzt. Eine fröhliche, ja ulkige Utopie ist das Finale dieses zweiten «Così»-Akts – und wären die Kostüme auch noch orange, könnte man sich glatt in Bhag­wans Nirwana versetzt glauben: Wer mit wem, ist eigentlich egal, und wo sich alle lieben, ist als Gipfel der Ausgelassenheit sogar die Homo-Ehe erlaubt. Nun ja.
Allzu gegenwärtig ist der didaktische Zeigefinger in dieser «Così» – statt auf das begreifende Verständnis der Zuschauer zu setzen, trichtert ihnen Konwitschny seine Erkenntnisse in manchmal übergroßer Deutlichkeit ein: Der Zyniker Don Alfonso muss nicht nur graugesichtig und hohlwangig ...

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Opernwelt Januar 2006
Rubrik: Im Focus, Seite 9
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
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