Mit dem Zeigefinger
Die pädagogische Absicht ihrer «Così» haben Mozart und Da Ponte schon im Untertitel vermerkt: Als «Schule der Liebenden» wollten sie ihr Partnertausch-Experiment verstanden wissen, und das darf bis heute jeder Zuschauer getrost auf sich selbst beziehen.
Nur: Worin besteht das Lernziel dieser Unterrichtseinheit? Für Peter Konwitschny, der sich jetzt erstaunlich spät – mit immerhin sechzig Jahren Lebenserfahrung und nach einem Vierteljahrhundert Opernregie – mit der «Così» auseinander setzt, ist die Sache klar: «Liebt euch alle!», lautet die Botschaft, die er ans Ende der Geschichte setzt. Eine fröhliche, ja ulkige Utopie ist das Finale dieses zweiten «Così»-Akts – und wären die Kostüme auch noch orange, könnte man sich glatt in Bhagwans Nirwana versetzt glauben: Wer mit wem, ist eigentlich egal, und wo sich alle lieben, ist als Gipfel der Ausgelassenheit sogar die Homo-Ehe erlaubt. Nun ja.
Allzu gegenwärtig ist der didaktische Zeigefinger in dieser «Così» – statt auf das begreifende Verständnis der Zuschauer zu setzen, trichtert ihnen Konwitschny seine Erkenntnisse in manchmal übergroßer Deutlichkeit ein: Der Zyniker Don Alfonso muss nicht nur graugesichtig und hohlwangig ...
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